Eine fast unglaubliche Geschichte wurde vor einiger Zeit publiziert: Mit einer Verspätung von mehr als einem Jahrhundert habe die Post eine Aufnahme-Bestätigung der Wiener Akademie der Bildenden Künste an die damalige Wohnadresse von Adolf Hitler und seiner Mutter in Linz zugestellt !

Das gezeigte Schreiben, unterzeichnet von Professor Christian Griepenkerl als Vorsitzendem der Prüfungskommission, datiert vom 2. Oktober 1907: „Hiermit teilen wir Ihnen mit, dass unsere Entscheidung bezüglich Ihrer Aufnahme an der k.u.k. Akademie der Bildenden Künste positiv ausgefallen ist“. Hatte diese Aufnahmebestätigung der Kunstakademie tatsächlich über ein Jahrhundert lang – unentdeckt – im Postamt geruht? Nein, es muss sich um eine Fälschung und „Fake News“ handeln.
Doch über den Wunsch des 18-Jährigen berichtet seine Biografie in Wikipedia:
„Seit 1906 wollte Hitler Kunstmaler werden. Er sah sich zeitlebens als verkannter Künstler. Im Oktober 1907 bewarb er sich erfolglos für ein Kunststudium an der Allgemeinen Malerschule der Wiener Kunstakademie… Indem er sich als Kunststudent ausgab, erhielt Hitler von Januar 1908 bis 1913 eine Waisenrente von 25 Kronen monatlich sowie das Erbe seiner Mutter von höchstens 1000 Kronen…
Bei der zweiten Aufnahmeprüfung an der Kunstakademie im September wurde er nicht mehr zum Probezeichnen zugelassen. Er verschwieg seinen Verwandten diesen Misserfolg und seinen Wohnsitz, um seine Waisenrente weiter zu erhalten. Deshalb gab er sich bei Wohnungswechseln als „akademischer Maler“ oder „Schriftsteller“ aus… Ab 1910 verdiente sich Hitler Geld durch nachgezeichnete oder als Aquarelle kopierte Motive von Wiener Ansichtskarten… Der Maler Karl Leidenroth zeigte Hitler … wegen des unberechtigten Führens des Titels eines „akademischen Malers“ anonym an und erreichte, dass die Polizei ihm diesen Titel untersagte. Daraufhin ließ Hitler seine Bilder von dem Männerheimbewohner Josef Neumann sowie den Händlern Jakob Altenberg und Samuel Morgenstern verkaufen. Alle drei waren jüdischer Herkunft. Der Mitbewohner im Männerwohnheim Karl Honisch schrieb später, Hitler sei damals „schmächtig, schlecht genährt, hohlwangig mit dunklen Haaren, die ihm ins Gesicht schlugen“, und „schäbig gekleidet“ gewesen, habe jeden Tag in derselben Ecke des Schreibzimmers gesessen und Bilder gezeichnet oder gemalt.“

Im Mai 1913 zog Hitler nach München und malte weiterhin Bilder, meist nach Fotografien wichtiger Gebäude, und verkaufte sie an eine Münchner Kunsthandlung. Er behauptete später, er habe sich nach einer „deutschen Stadt“ gesehnt und sich zum „Architektur-Maler“ ausbilden lassen wollen. Der Rest ist Geschichte…
Der Artikel von Jürgen Marschal in der Satire-Zeitung „Die Tagespresse“ vom 19.11.2014 vermischt geschickt Fakten mit Fantasie. Er berichtet über die späte Entdeckung und das vergebliche Warten des Aspiranten auf seine Aufnahmebestätigung an der k.u.k. Akademie der Bildenden Künste. Seine damaligen Tagebucheinträge hätten die Enttäuschung dokumentiert: „Jeden Morgen hetze ich zum Briefkasten, aber schon wieder keine Nachricht für mich. Ist meine Malerei schlecht? Verstehen diese Herrschaften denn nichts von Kunst?“
Bei der Post habe man das Geschehene rekonstruiert und den Fehler im Ablauf gefunden: „Der Brief rutschte damals in ein Fach mit der Aufschrift Weiterbildung. Dieses hat aber seit mehr als 100 Jahren niemand mehr kontrolliert.“ … Die Post bedauere den Fehler: „Unsere Mitarbeiter stellen täglich fünf Millionen Sendungen zu. Wenn durch etwaige Fehler Verzögerungen eintreten oder ein Weltkrieg ausgelöst wird, so bedauern wir dies natürlich sehr.“
Im Zuge der internen Ermittlungen sei auch ein weiterer Fehler der Post im Zusammenhang mit Hitler aufgetaucht: Im Jahr 1939 habe der Grazer Tischlermeister Georg Elser eine Briefbombe an Adolf Hitler geschickt, die ihn laut Experten mit Sicherheit getötet hätte. Die Bombe sei jedoch nie angekommen, da der Postbeamte damals bei Hitler nur einen gelben Zettel hinterlassen habe…
Tatsächlich stammte der Schreiner Johann Georg Elser (1903-1945) aus Königsbronn in Württemberg. Als Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus baute er eine Bombe, die am 8. November 1939 bei einer Kundgebung im Münchner Bürgerbräukeller explodierte. Doch das geplante Attentat auf Adolf Hitler und seine Parteifreunde scheiterte, Elser wurde am 9. April 1945 im KZ Dachau ermordet.
Über Prof. Christian Griepenkerl berichtet Wikipedia: „Posthum wurde er auch durch seine Ablehnung der Bewerbung von Adolf Hitler auf der Akademie der bildenden Künste berühmt. 1907, als Hitler noch zum Probezeichnen zugelassen war, bewertete er das Verdikt ‚Probez. ungenügend. Wenig Köpfe‘ abwertend, 1908 wurde seine Aussage zur Bewerbung Hitlers noch deutlicher: ‚Nicht zur Probe zugelassen‘.“
Bilder von Hand Adolf Hitlers tauchen hin und wieder auf dem Kunstmarkt auf.
Ein Stück aus dem italienischen Museo della Follia (Museum des Wahnsinns) wurde 2017 bei einer Ausstellung attackiert.
Attacke auf Hitler-Gemälde
www.museodellafollia.it
Versteigerung von Hitler-Bildern I (FAZ 2015)
Versteigerungen von Hitler-Bildern II (MOPO 2011)
Eine interessante Zusammenstellung von mehr oder weniger gelungenen Werken aus den Jahren etwa zwischen 1909 bis 1918, darunter Aquarelle aus dem Ersten Weltkrieg, erscheint auf Wikiart, allerdings ohne Echtheitsnachweis und teils unsigniert mit fragwürdiger Zuschreibung.
Wikiart: Bilder von Adolf Hitler ?
Die Tagespresse – „Fake News“ !
Ein Roman von Eric-Emmanuel Schmitt, der sich mit diesem Thema befasst, erschien 2008. (Ein Auszug aus dem Band kann bei Amazon online eingesehen werden)
Aus der Buchbesprechung:
„8. Oktober 1908: »Adolf Hitler durchgefallen.« Ein einzelner Satz steht am Anfang der Katastrophe, die ein Jahrhundert erschüttert hat. Was aber, wenn die Aufnahmekommission der Wiener Kunstakademie damals anders entschieden hätte? Was, wenn der zwanzigjährige Aspirant, der sich prächtig aufs Kolorieren von Architektur-Postkarten verstand, tatsächlich Maler geworden wäre? Könnte es sein, daß dieser junge Mann etwas mit uns zu tun hätte? Rückhaltlos und ohne Scheuklappen wirft der Autor in seinem bislang umfangreichsten Roman die verstörende Frage nach den Bedingungen auf, die einen Menschen zu dem machen, was er ist. Parallel zu der Geschichte des Diktators Adolf Hitler erzählt der Erfolgsautor eine Lebensgeschichte im Konjunktiv, die Biographie des Kunstmalers Adolf H., in der ein Mensch sich unter der humanen Gewalt der Kunst zu einem uns Unbekannten entwickelt. Adolf H. Zwei Leben ist nicht nur eine tiefsinnige Reflexion über das Verhältnis von Kunst und Politik, Genie und Wahnsinn, es lädt uns auch dazu ein, über das Ungeheuer nachzudenken, das in jedem von uns selbst wohnt.“
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