Seit langem wurde eine systematische Übersicht der künstlerischen Arbeiten von Camillo Kurtz (1896-1973) vermisst.
Nun ist das Werk von Dr. Monika Lafer vollbracht und kann am 13. April 2023 bei der Vernissage der Ausstellung „Die Maler der Familie Kurtz“ in der Galerie des MiR Museum im Rathaus Gleisdorf / Steiermark vorgestellt werden.
Wir freuen uns auf die Präsentation der Publikation aus dem Verlag Sublilium Schaffer.
Sehr anspruchsvoll war die Produktion der Sondermarke zu 2 Schilling „Weihnachten“ vom 26. November 1971 (MiNr. 1370 / ANK 1409). Das Miniaturbild von Albrecht Dürer „Der Jesusknabe als Erlöser“ stammt aus dem Wiener Museum Albertina. Die Albertina besitzt nach Angaben fast 140 Zeichnungen aus Dürers Schaffen als wertvollsten Schatz, der seit dem Tod des Meisters 1528 als geschlossene Sammlung erhalten blieb.
Die Darstellung des Jesusknaben, der die Weltkugel wie einen Spielball in den Händen hält, ist 1493 während Dürers Gesellenwanderung entstanden. Das Motiv verrät eine Entstehung im Gebiet des Oberrheins, wo es insbesondere in der Druckgrafik verbreitet war. Das Bild wurde als Miniatur-Tempera in Deckfarben im Format 11,8 x 9,3 cm auf Pergament gemalt und mit Partien des Heiligenscheins und des Reichsapfels in Gold gehöht.
Dürer in zehn Versionen
Die Umsetzung als Postwertzeichen im „Dürer-Jahr“ entstand in sechs verschiedenen Farbtönungen einschließlich Gold sowie vier Kombinationen im Stichtief- und Rastertiefdruck der österreichischen Staatsdruckerei. Dies dokumentiert die gesamte Reihe der zehn Phasendrucke. (Zuschlagpreis 360 Euro, Merkurphila)
Phasendrucke wirken wie Fehldrucke von mehrfarbigen ungezähnten Briefmarken. In gewisser Weise sind sie es auch, denn es fehlen ihnen zumeist einzelne Farben aus den unterschiedlichen Druckgängen. Doch sie sind vorsätzlich entstanden, nicht durch ein Versehen oder technisches Versagen. Die abschließende Endphase bildet eine Kombination aller Farben und lässt sich in der Regel nicht von einer ungezähnten Marke unterscheiden; sie wird im allgemeinen am höchsten geschätzt. (aus Marktschau in Deutsche Briefmarken Zeitung 26/2022 von Michael Burzan)
Die Dürer-Kollektion der Albertina ist unter anderen hier vertreten :
Seit Jahren als Entwurf gespeichert war ein Beitrag zum 80. Geburtstag von Hermann Nitsch am 29. August 2018. Durch die Teilnahme als Musiker an seinem großen 3-Tage-Spiel im Sommer 1984 ist mir die persönliche Begegnung mit dem Universalkünstler und Meister des Wiener Aktionismus besonders in Erinnerung geblieben. Nun hat sich der Maler der „Schüttbilder“ und Dramaturg großer Inszenierungen, ausgehend vom Orgien-Mysterien-Theater, am 18. April 2022 aus weltlichen Sphären verabschiedet. Sein Werk wird ihn lange überdauern.
Wo mögen die Fotos aus meinem Archiv aus jenen Tagen geblieben sein, die ich einst dem Magazin „Der Spiegel“ zur Veröffentlichung angeboten hatte? Es bleiben Erinnerungen an einen Monat mit Proben auf dem Nitsch-Schloss Prinzendorf, Schlafen auf Heuböden, Sonnengruß zum Sonnenaufgang instrumentiert von pianissimo bis fortissimo, Trauben stampfen, Kellergewölbe erleuchten, Bauernwein ad libitum, nackte Akteur*innen blutübergossen an Kreuzen und zu Pferd, und dazu immer wieder der „Schuhplattler“ mit der Streichergruppe von Punks und Amateuren. Als das 3-Tage-(und-Nächte-)Spiel mit Publikum endete und als Höhepunkt ein Panzer in den Schlosshof rollte, wurde er von Teilnehmern mit weißen Nelken beworfen – sehr zum Missfallen des Künstlers, der das in seiner Partitur nicht vorgesehen hatte… (Michael Burzan)
Die originalen, mit Blut oder Farbe getränlten Unikate im Großformat aus dem Lebenswerk von Hermann Nitsch werden für viele Liebhaber kaum noch erschwinglich sein. Wenig Einsatz erfordert der Briefmarkenblock 37 von Österreich, den der Künstler für Folge XXXIII der Reihe „Moderne Kunst in Österreich“ schuf.
Die Staatsdruckerei reproduzierte die Grafik als Kombination aus schwarzem Stichtiefdruck und farbigem Rasteriefdruck in 500 000 Exemplaren im Format 60 x 80 mm, ausgegeben am 25. Mai 2007 zur Eröffnung des Nitsch Museum in Mistelbach.
DAS NITSCH MUSEUM TRAUERT UM HERMANN NITSCH
„das sein kennt keinen anfang und kein ende. es ist das ewige und unendliche. es füllt die leere von ewigkeit und unendlichkeit. das sein hat den gedanken an unendlichkeit und ewigkeit entworfen und geboren.“ (Hermann Nitsch)
Mit den besten Wünschen zu Neujahr wandten sich Briefträger über Jahrhunderte mit einem kleinen Präsent an ihre Adressaten, mit dem „Postbüchel“.
Bis ins 17. Jahrhundert zurück sollen die ersten bekannten Spuren der Postbüchel führen. Es sei anzunehmen, dass „ihre Anfänge mit der dauernden Beschäftigung bestimmter Personen im Postdienste, somit mit der Schaffung eines geregelten Postdienstes überhaupt, zusammenfallen, wie wir dies unter den Familien Taxis und Paar finden“, so ein Rückblick von 1913. Es sei wohl nicht zuletzt die Achtung vor seinem ehrwürdigen Alter gewesen, dass die Postbehörde nicht schon im frühen 20. Jahrhundert dem weiteren Erscheinen solcher Postbüchel ein Ende setzte, wie die Absicht bestand.
Am Anfang: ein Stadtplan
Das älteste Wiener Postbüchel, das nach bisherigem Wissen erhalten geblieben ist, verfasste Johann Jordan (1665-1738). In der Geschichte der Stadt wird er als „kaiserlicher Postamtsbriefträger und Käsestecher“ geführt. 1701 ließ er das erste Wiener Gassenverzeichnis unter dem Titel „Schatz, Schutz und Schanz des Erzherzogtums Österreichs“ drucken, eine „sehr genaue und ordentliche Beschreibung aller Gassen, Platz, Palläst, Häuser und Kirchen“. Damit half er erheblich bei der Orientierung in der Stadt, denn bis zur Einführung der Häusernummerierung durch Kaiserin Maria Theresia 1770 waren nur Schilder und Besitzernamen Anhaltspunkte für die Adresse.
Johann Jordan bezeichnete sich auf der Titelseite selbst als „der römische kayserliche majestätische Obrist-Hoff-Post-Ampts Tax-Briefftrager und Burger“. Er begann seine Laufbahn als Briefträger der inländischen Post; 1702 kaufte er das Hauses „Zum Postherndl“ (Posthörnchen) in der Lederergasse 9. Spätestens ab 1725 war er Briefträger der frei- und ausländischen Briefe und behielt diese Stellung Zeit seines Lebens. 1726 hatte er Dienst in Baden und Wiener Neustadt zu leisten. 1728 wurden seine Jahresbezüge auf Lebenszeit um 50 Gulden erhöht (Wien Geschichte Wiki).
Im Vorwort des historischen Postbüchel von 1701 erzählt Johann Jordan, er habe sich zur „Beschreibung dieser preisz-würdigsten Kays. Residenz-Statt … unterfangen, weil mein Briefftrager / Ampt mit sich bringet / dieselbe gleichsamb mit unaufhörlichen Fleisz und unverdrossener Mühe durchzulauffen / und zu besuchen / verhoffend denen jenigen / welche fast täglich zu mir schicken und kommen / und nachzufragen / wo respective einer oder anderer einlogiert seye / dadurch nicht geringe Information und Vergnügen zu geben.“
So wussten Briefträger damals mit am besten Bescheid, wer wo wann anzutreffen war, und was sich in einem Ort tat, bevor Nachrichten gedruckt werden konnten. „Lange bevor das Zeitungswesen sich entwickelte und als es noch in den Kinderschuhen steckte, da war der Briefträger wohl auch der Vermittler mancher Stadtneuigkeit. Er hatte ja damals noch Zeit und auf eine Minute oder mehrere kam es nicht an“, meinte der Rückblick.
Humorvolle Präsente
Da die Briefträger lieber gute als schlechte Nachrichten brachten und an der „werten Gönnerschar“ gerne fröhliche Gesichter sahen, halfen sie, wo es nur anging, gerne mit einem Scherz, witzigen Spruch oder einer launigen Erzählung nach. Worauf es besonders ankam: die stilvolle Übermittlung von guten Wünschen zum neuen Jahr für die Gönnerschaft, die das nachhaltige Präsent mit einem erfreulichen Trinkgeld honorieren sollte.
Diese Mischung aus nützlichen Informationen – Kalender, Posttarife, Verbindungen, Ratschläge – und humorvoller Unterhaltung mit Anekdoten und Wortspielen kennzeichnet eine Vielzahl unterschiedlicher Postbüchel bis weit ins 20. Jahrhundert. Eine umfangreiche Dokumentation dieser Tradition präsentierte 2007 eine Ausstellung unter dem Titel „P(r)ost Neujahr !“ im Technischen Museum Wien. Während des Ersten Weltkriegs wurden von 1914 bis 1918 „Kriegspostbüchel“ aufgelegt. Zwischen 1921 und 1928 wurden die Postbüchel von der Postgewerkschaft verboten – man war der Ansicht, die „Neujahrsbetteleien“ seien eines Staatsbediensteten unwürdig. Auch von 1938 bis 1953 erschienen keine Editionen.
Historische Quellen
Die Oberösterreichischen Landesbibliothek hat einige Postbüchel aus Linz zwischen 1854 und 1913 digitalisiert, die man online betrachten kann https://permalink.obvsg.at/LBO/AC12160380
Die älteste vertretene Ausgabe erschien unter dem Titel „Große Parade und allgemeines Ausrücken! Komisches Postbüchel, für das höchst merkwürdige und noch nie dagewesene Jahr 1854. Ehrfurchtsvoll dargebracht von sämmtlichen k.k. Oberpostamts-Briefträgern in Linz.“ Neben den gereimten Zeilen „Zum neuen Jahre“ enthält es Gedichte wie „Felix Austriae nube“, „Was heißt man Pech?“, „Wenn ich doch nur schon Ratsherr wär“ und „Zu guter Letzt“; Humor verbreiteten Anekdoten, eine Witz-Revue, Druckfehler, „Blitzdumme Annoncen“ oder eine „Auktion sehr merkwürdiger Raritäten“. Ein angeblicher Brief einer Wienerin in Mundart berichtete über ihre abenteuerliche Reise nach Amerika.
Michael Burzan
Nach meinem Blog-Eintrag vom 1. Januar 2015 war es an der Zeit für eine Aktualisierung des Themas, erschienen im Briefmarken-Spiegel 1/2022.
Das Universalmuseum Joanneum in Graz eröffnet eine sehenswerte Ausstellung, die weit bis ins Jahr 2022 terminiert ist, unter den Schlagzeilen:
„Ladies and Gentlemen – Das fragile feministische Wir“
15.10.2021 bis 30.10.2022
Der Titel Ladies and Gentlemen ist dem Kontext der Galanterie entnommen – die hohlen Floskeln sind populär, aber auch provokativ gemeint (Kuratierung: Gudrun Danzer und Günther Holler-Schuster).
„Die Ausstellung betrachtet den Zeitraum von heute zurück bis in die 1960er-Jahre auf internationaler Ebene und auf der Grundlage der Sammlung der Neuen Galerie Graz. Durch deren Ausstellungs- und Sammlungshistorie haben sich unterschiedliche Prioritäten und inhaltliche Facetten ergeben, die sich dem Kontext der Feminismus- und Genderdebatte zuordnen lassen.“
Ladies and Gentlemen möchte Einblicke in wesentliche gesellschaftliche Diskurse des letzten halben Jahrhunderts bis heute zu geben – in jenen des Feminismus, der Gender Studies und der Queer-Theorie. Dass dies bruchstückhaft bleiben muss und keinerlei Vollständigkeit beanspruchen kann, verstehe sich angesichts des Umfanges und der Vielschichtigkeit dieses Diskurses von selbst. Die Ausstellung gliedert sich in fünf lose Themenbereiche und zeigt internationale wie heimische, sehr bekannte genauso wie nahezu vergessene Positionen aus unterschiedlichen Generationen. Nur etwa zehn Prozent der Werke zeigen Perspektiven aus männlichen Kunstproduktionen.
Vertrenene Künstler*innen: Madeleine Berkhemer, Renate Bertlmann, Monica Bonvicini, Louise Bourgeois, Trisha Brown, Nancy Burson, Sophie Calle, Linda Christanell, Ramesch Daha, DIE DAMEN, (Ona B., Evelyne Egerer, Birgit Jürgenssen, Ingeborg Strobl), Veronika Dreier, Eva & Adele, Sylvie Fleury, Brigitta Fritz/Karin Schöffauer, Sonja Gangl, Renée Green, Henriette Grindat, Elisabeth Gschiel, Maria Hahnenkamp, Susan Hefuna, Hertha Heidinger, Chris Hermann, Peter Gerwin Hoffmann, Doris Jauk-Hinz, Anna Jermolaewa, Martha Jungwirth, Birgit Jürgenssen, Soli Kiani, Kiki Kogelnik, Michaela Konrad, Renate Kordon, Brigitte Kossek, Metka Krašovec, Barbara Kruger, Elke Krystufek, Inez van Lamsweerde, Claudia Larcher, Maria Lassnig, Natacha Lesueur, Ulrike Lienbacher, Urs Lüthi, Petra Maitz, Elga Maly, Maryam Mohammadi, Pierre Molinier, Shirin Neshat, Friederike Nestler-Rebeau, Giulia Niccolai, Neša Paripović, Friederike Pezold, Pipilotti Rist, Míla Preslová, Ferry Radax, Lisa Reiter, Eva Rosha, Martha Rosler, Verena Rotky, Karoline Rudolf, Fiona Rukschcio, Niki de Saint Phalle, Eva Schlegel, Janice Sloane, Pépé Smit, Anita Steinwidder, Edda Strobl, Ingeborg Strobl, Sophia Süßmilch, Erika Thümmel, Milica Tomić, Nicole Tran Ba Vang, Gabi Trinkaus, Ulrike Truger, VALIE EXPORT, Matta Wagnest, Andy Warhol, Christine Weber, Peter Weibel, Clara Wildberger, Hermione Wiltshire, Jana Wisniewski, Xu Zhen.
Aus Copyright-Gründen möchten wir an dieser Stelle einige bisher nie gezeigte Arbeiten aus dem Nachlass von Anneliese Burzan-Kurtz (1931-1980) aus den 1970er-Jahren vorstellen, in denen sie sich mit Aspekten der Rolle und Konflikte als Frau zwischen Selbstbehauptung, Familie und Partnerschaft auseinandersetzte (Mischtechnik auf Papier, nicht in der Ausstellung vertreten, c: Archiv Burzan).
Der Juni 2021 bot im MiR Museum im Rathaus Gleisdorf ein Wiedersehen mit Malerei, Grafik und Plastik des Künstlers Hubert Tuttner (1920 bis 2007). Ziel der Ausstellung war es, seinen Werdegang anhand von ausgewählten Werken nachzuzeichnen. Die formale Umsetzung und der Ausdruck des Inhaltes – das Leben, die Natur und die Menschen, auch religiöse und biblische Themen – waren für ihn immer von großer Bedeutung und stets einer übergeordneten Idee verpflichtet, in der jahrelangen Auseinandersetzung immer wieder neu komponiert, so die Zusammenfassung des Programms im Rahmen des „Kulturpakt Frühjahr/Sommer 2021“ unter dem Motto „Diversität – Solidarität – Kreativität“.
Die Artothek des Bundes zeigt ein Aquarell von Hubert Tuttner aus Paris: Pont de Napoléon , erworben 1955
Künstlerinfo: Hubert Tuttner GEB. 1. 11. 1920 HOGENBRUGG BEI WALTERSDORF, STEIERMARK Nach Kriegsdienst und Gefangenschaft 1936-1940: 1945-47 Studium an der Grazer Kunstgewerbeschule bei R. Szyszkowitz. Anschließend bis 1952 Studium an der Wiener Akademie der bildenden Künste bei H. Boeckl. Studienreisen durch Europa und Afrika. Tätig in Kötschmanngraben bei Gleisdorf.
Aus: Kunst des 20. Jahrhunderts. Bestandskatalog der Österreichischen Galerie des 20. Jahrhunderts. Österreichische Galerie Belvedere. Wien 2001. Bd. 4, S. 171.
Nach ihrer gelungenen Biografie über Camillo Kurtz befasst sich Monika Lafer in ihrer Dissertation aktuell mit den beiden Brüdern Augustin Kurtz-Gallenstein und Arthur Kurtz. Sie berichtet von ihren umfangreichen Recherchen, unterstützt von Mitgliedern der Familie:
„Kindheit und Jugend des 1856 geborenen Augustin Maria Kurtz sind sehr gut dokumentiert, der Vater Heinrich Kurtz schrieb liebevoll für seinen zweitältesten Sohn das Wichtigste über dessen Aufwachsen in einem Heft nieder. Das Dokument befindet sich gegenwärtig im Archiv des Stiftes Admont.“
Beim Versuch, Arthurs Kindheit zu rekonstruieren, konnte nicht auf eine derartige Fülle an Informationen zurückgegriffen werden. So war bislang wenig über künstlerische Ambitionen des 1860 geborenen Sohnes zu erfahren. Allerdings wurde Monika Lafer im Zeitungsarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek fündig und wollte der Familie Kurtz diesen Fund nicht vorenthalten:
Maler Arthur Kurtz in seinem Atelier, Österreichische Illustrierte Zeitung Nummer 6/1899.
„Arthur deponierte bereits als Sechsjähriger seinen Wunsch, Maler zu werden, sein Vater unterstützte ihn diesbezüglich. Im Gegensatz zu Augustin, der sehr akribisch und gewissenhaft alle an ihn herangetragenen Aufgaben erledigte, agierte Arthur äußerst pragmatisch: Wenn er im elterlichen Geschäft ungeliebte Tätigkeiten versehen musste, betrachtete er sein Handeln im Hinblick auf seinen späteren Malerberuf – er studierte die Leute, die zum Einkaufen kamen, in ihrer Gestik und Mimik usw. Auch bei Märschen beim Militärdienst beobachtete er fremde Landschaften ganz genau, er porträtierte als Soldat auch seine Vorgesetzten. Eine Karriere beim Militär lehnte er nach einiger Bedenkzeit ab – er wolle lieber ein ganzer Maler werden als ein halber Offizier, so der Künstler.“
Erstaunlich ist zudem der Autor des Zeitungsartikels: Gerhard Ramberg. Der Schriftsteller durfte offensichtlich Arthur Kurtz bei einem Atelierbesuch 1899 kennenlernen, der Maler porträtierte hier Ramberg und sein Kind. Ramberg nannte mehrere Ex libris aus der Hand von Arthur Kurtz sein eigen, diese sind 1911 datiert (siehe unser Blog-Beitrag dazu – Link). Der vollständige Artikel ist hier nachzulesen: https://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=oiz&datum=18990205&seite=4&zoom=33&query=%22Arthur%22%2B%22kurtz%22&ref=anno-search (Stand 23.4.2021)
Eine weitere Entdeckung in der Datenbank der Österreichischen Nationalbibliothek ist ein ausführlicher Bericht über Arthur Kurtz in der Zeitschrift „Hygeia“ vom 25. März 1897. Der Künstler erscheint auf der Titelseite; das Foto dürfte bislang nicht bekannt sein. Der Artikel listet eine Reihe von Werken auf, für die der Maler geschätzt und berühmt war. Folgender Link führt zu diesem Bericht in der „Cur- und Badezeitschrift Hygeia“: https://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=hyg&datum=18970325&seite=1&zoom=33&query=%22Arthur%22%2B%22kurtz%22&ref=anno-search (23.4.2021)
Es bleibt abzuwarten, welche Schätze sich bis zur Finalisierung von Monika Lafers Dissertation noch zeigen werden. Sie hat mittlerweile umfangreiches Material zusammengetragen und arbeitet hochmotiviert daran. Es bleibt jedenfalls spannend…
Mit Freude können wir auf eine neue Publikation „Camillo Kurtz (1896 – 1973). Ein Künstler der Steirischen Moderne“ hinweisen, die in diesem Monat als Masterarbeit der Künstlerin Monika Lafer (MA) veröffentlicht wurde. In intensiver Recherchearbeit und Kontakten zu Mitgliedern der Kurtz-Familie hat sie auf 136 Seiten den Lebenslauf von Camillo Kurtz und seine künstlerische Entwicklung rekonstruiert, rund 100 seiner Werke abgebildet und analysiert.
Unser herzlicher Dank an die Autorin, Künstlerin und Master of Art, Monika Lafer.
An dieser Stelle einige Kurzdaten zur Vita :
Kurtz, Camillo (1896-1973)
Geboren am 15. Oktober 1896 in St. Gallen, Obersteiermark. 1914 Studium an der Landeskunstschule in Graz bei Prof. Pauluzzi. 1925 – 1926 Académie Julian bei J.P. Laurenz und Académie Colarossi in Paris. Studienreisen und längere Aufenthalte in Italien, Frankreich, Holland, Deutschland und Spanien. Zeitweilige Tätigkeit als Kopist im Rijkmuseum in Amsterdam sowie in der Londoner National Gallery und Tate Gallery. 1929 Wohnsitz in Wien-Hietzing; ab 1932 in Gleisdorf, Oststeiermark. 1972 Silbermedaille der Stadt Graz.
Die Suche nach der Identität einer dargestellten Person führte uns zur Geschichte der Tänzerin und Schauspielerin Anita Berber (1899-1928). Mit ihrem Bühnen-Programm „Tänze des Grauens, des Lasters und der Extase“ sorgte sie mit ihrem Partner Sebastian Droste (Willy Knobloch, 1898-1927) auch in Wien reihenweise für Skandale.
Ruhm durch Wiener Skandale
Im November 1917 hatte Anita Berber mit 18 Jahren ihr Wien-Debüt im Varieté Apollo gegeben. Fünf Jahre später war ihr Ruhm bereits auf dem Höhepunkt. Eine Beschreibung jener Zeit hat Gunhild Oberzaucher-Schüller für ImPulsTanz 2015 zusammengetragen und zitiert: „Nackt ist sie aufgetreten, nackt! Ganz Wien ist zusammengelaufen. Sondergarnituren der ‚Elektrischen‘ sind nach den Nachtvorstellungen im Konzerthaus bereit gestanden. Verhaftet hat man sie jeden Tag, dann freigelassen, nach der Vorstellung sie und diesen Droste wieder verhaftet, und dann wieder gehen lassen, es war ein ewiges Hin und Her. Nackt hat sie getanzt, völlig nackt!“
Der Skandal sei – auf den ersten Blick gesehen – durch das Zusammenwirken von aufgegriffener Thematik und die laszive Art und Weise der Darbietung entstanden. Ihre Tänze trugen Titel wie „Byzantinischer Peitschentanz“, „Cocain“, „Märtyrer“, „Selbstmord“, „Morphium“, „Haus der Irren“, „Astarte“ und „Die Nacht der Borgia“. Im Januar 1923 sorgte die behördliche Ausweisung aus Österreich für Schlagzeilen. Dabei waren auch einige ihrer Filme in Wien entstanden, darunter „Wien, du Stadt der Lieder (Ja, wenn der Strauß an Walzer spielt!)“, der am 9. Februar 1923 Premiere feierte.
Ebenfalls 1923 in Wien erschien ein limitierter Kunstband des Gloriette-Verlags unter dem Titel ihres Programms „Die Tänze des Lasters des Grauens und der Extase“, mit Texten, Gedichten, Erläuterungen zu den Tänzen, illustriert mit Zeichnungen und Photos des Atelier d’Ora (Dora Kallmus & Arthur Benda).
In weiteren Jahren endete ihre Filmkarriere; die früheren Reize der mondänen femme fatale wirkten auch auf der Bühne zunehmend überholt und übertrieben. Ihr exzessiv geschwächter Körper erlag der Tuberkulose nach einer Tournee in den Nahen Osten am 10. November 1928.
Klaus Mann schrieb in einem Rückblick über das Jahr 1924: „Anita Berber war schon eine Legende. Sie war erst seit zwei oder drei Jahren berühmt, aber schon ein Symbol geworden. Verderbte Bürgermädchen kopierten die Berber, jede bessere Kokotte wollte möglichst genau wie sie aussehen. Nachkriegserotik, Kokain, Salomé, letzte Perversität: solche Begriffe bildeten den Strahlenkranz ihrer Glorie. Nebenbei wussten die Kenner, dass sie eine ausgezeichnete Tänzerin war.“
In einer Kunstsammlung der Kurtz-Familie findet sich ein Porträt des Künstlers, Film- und Bühnenbildners César Klein (1876-1954), der die Darstellerin mit Sicherheit gekannt hat. Gibt es – abgesehen von der Ähnlichkeit – weitere Hinweise, dass diese Gouache Anita Berber darstellt?
Ikone der Zwanziger nach Otto Dix
Die Kunstwelt hat Anita Berber durch das berühmte Gemälde des Expressionisten Otto Dix aus dem Jahr 1925 in Erinnerung behalten, das sich heute in der Kunstsammlung der Stuttgarter Staatsgalerie befindet (siehe 1991 Sonder-Briefmarke Deutschland, MiNr. 1572).
Der österreichische Bildhauer Constantin Holzer-Defanti gestaltete für das Haus Rosenthal Porzellan-Figuren nach Anita Berber (Koreanischer Tanz und Pierrette).
Der Regisseur Rosa von Praunheim hat 1988 eine neue Interpretation der Lebensgeschichte in „Anita – Tänze des Grauens“ mit Lotti Huber gedreht.
Wenige Filmszenen aus dem Werk von Anita Berber sind auf YouTube zu finden; dazu hier einige Links:
Mit einem Bild des Grazer Künstlers Georg Haberler führt die Post Austria ihre Serie „Junge Kunst in Österreich“ am 28. Jänner 2020 fort.
Das Briefmarken-Forum.com berichtet über die Neuerscheinung:
Das Spiel mit dem Licht Die diesjährige Sondermarke aus der Serie „Junge Kunst in Österreich“ zeigt ein farbintensives, großformatiges Werk ohne Titel aus dem Jahr 2019 von Georg Haberler. Es erinnert ein wenig an einen Blick durch den Vorhang eines Fensters: Der Hintergrund schimmert durch das feine Siebdruckgewebe und verändert die Wahrnehmung der davor liegenden Malerei – er rückt damit weiter „in den Vordergrund“. Gleichzeitig wirft aber auch das durch den dünnen Stoff einfallende Licht die Farben an die dahinter liegende Wand und macht diese so zu einem Teil des Kunstwerks. Der Keilrahmen des Bildes wird ebenfalls zum gestalterischen Element, indem er durch das transparente Material erkennbar ist. Für die Malerei werden hochpigmentierte Acrylfarben verwendet, hier vor allem Pink- und Blautöne.
Der Künstler Georg Haberler, 1985 in Graz geboren, studierte nach einer Ausbildung zum Informatiker in Graz Architektur. Ab 2010 absolvierte er in seiner Wahlheimat Wien ein Studium bei Erwin Bohatsch an der Akademie der bildenden Künste. Studien in Porto und in Hamburg bei Anselm Reyle und Gregor Hildebrandt folgten. Maßgeblich ist für den Künstler, dass er bei der Malerei – anders als etwa bei der Architektur – den gesamten Entstehungsprozess kontrollieren und zur Gänze selbst abwickeln kann. Großen Wert legt er bei seinen Arbeiten auf die manuellen Prozesse und Fertigkeiten, die Kunst mit Handwerk verbinden. Typographie und das Spiel mit Worten sind ein weiterer wichtiger Aspekt in Georg Haberlers Kunst: … Wörter werden greifbar, aber sie sind rätselhaft. Sie geben keine Antworten, sondern werden zu Fragen. Kunstwerke mit Spiegelungen auf lackiertem Metall oder ein graviertes „Handy“, das nicht nur den Benutzer spiegelt, sondern auch als Druckplatte dient, reflektieren wiederum Haberlers technische Ausbildung. Das 1,8 mal 1 Meter große Werk, das der Briefmarke zugrunde liegt, ist Teil einer Serie, die 2019 in Berlin ausgestellt war.
Postpreis: 0,80 Euro Markengröße: 34,50 x 50,00 mm Auflage: 230.000
Lisa Burzan-Kurtz hat die Ausstellung ihrer Talismane in der Mediathèque in Seissan, Gers / Frankreich mit erfreulicher Resonanz von Publikum und Presse eröffnet. Noch bis zum Jahresende sind die Exemplare während der Öffnungszeiten zu besichtigen. Für 2020 steht eine Sommerausstellung in der Chapelle de Castelnau-Barbarens auf dem Programm.
Die Tageszeitung La Depeche berichtete am 12.12.2019:
Exposition prestigieuse de Lisa Burzan à la médiathèque
Lisa Burzan, professeur de gym douce et somato-relaxologue, a toujours eu plaisir à être créative. Depuis 2 ans, cette créativité s’exprime par ses curieux bijoux pendentifs qu’elle appelle „Les talismans“. Car au-delà du simple bijou, chacun de ces porte-bonheur a son caractère propre et émane une énergie particulière. Lors de la création, Lisa entre dans le kaléidoscope de la créativité imaginative et se laisse guider par son intuition. Au gré des inspirations, ses yeux et ses mains choisissent sur la grande table de travail de son atelier, couvert de perles et pierres semi-précieuses, de pièce de laiton, fil de fer, plumes, bout de bois, coquillages, grains, des boucles d’oreilles esseulées… et font naître un talisman.
Ce talisman unique peut être soit porté en bijoux, ou encore on peut le placer dans un endroit choisi de la maison pour l’harmoniser. Féerique, farfelu, curieux, peut-être une bonne idée de cadeau de Noël ! Une exposition faite d’un très grand goût, ce qui lui ressemble.
A découvrir à la médiathèque de Seissan tout le mois de décembre aux horaires d’ouverture : mercredi de 9 h à 12 h et de 14 h à 18 h ; jeudi de 9 h à 12 h, le vendredi de 9 h à 13 h ainsi que le samedi pendant tout le mois de décembre.