Der Juni 2021 bot im MiR Museum im Rathaus Gleisdorf ein Wiedersehen mit Malerei, Grafik und Plastik des Künstlers Hubert Tuttner (1920 bis 2007). Ziel der Ausstellung war es, seinen Werdegang anhand von ausgewählten Werken nachzuzeichnen. Die formale Umsetzung und der Ausdruck des Inhaltes – das Leben, die Natur und die Menschen, auch religiöse und biblische Themen – waren für ihn immer von großer Bedeutung und stets einer übergeordneten Idee verpflichtet, in der jahrelangen Auseinandersetzung immer wieder neu komponiert, so die Zusammenfassung des Programms im Rahmen des „Kulturpakt Frühjahr/Sommer 2021“ unter dem Motto „Diversität – Solidarität – Kreativität“.
Die Artothek des Bundes zeigt ein Aquarell von Hubert Tuttner aus Paris: Pont de Napoléon , erworben 1955
Künstlerinfo: Hubert Tuttner GEB. 1. 11. 1920 HOGENBRUGG BEI WALTERSDORF, STEIERMARK Nach Kriegsdienst und Gefangenschaft 1936-1940: 1945-47 Studium an der Grazer Kunstgewerbeschule bei R. Szyszkowitz. Anschließend bis 1952 Studium an der Wiener Akademie der bildenden Künste bei H. Boeckl. Studienreisen durch Europa und Afrika. Tätig in Kötschmanngraben bei Gleisdorf.
Aus: Kunst des 20. Jahrhunderts. Bestandskatalog der Österreichischen Galerie des 20. Jahrhunderts. Österreichische Galerie Belvedere. Wien 2001. Bd. 4, S. 171.
Mit Freude können wir auf eine neue Publikation „Camillo Kurtz (1896 – 1973). Ein Künstler der Steirischen Moderne“ hinweisen, die in diesem Monat als Masterarbeit der Künstlerin Monika Lafer (MA) veröffentlicht wurde. In intensiver Recherchearbeit und Kontakten zu Mitgliedern der Kurtz-Familie hat sie auf 136 Seiten den Lebenslauf von Camillo Kurtz und seine künstlerische Entwicklung rekonstruiert, rund 100 seiner Werke abgebildet und analysiert.
Unser herzlicher Dank an die Autorin, Künstlerin und Master of Art, Monika Lafer.
An dieser Stelle einige Kurzdaten zur Vita :
Kurtz, Camillo (1896-1973)
Geboren am 15. Oktober 1896 in St. Gallen, Obersteiermark. 1914 Studium an der Landeskunstschule in Graz bei Prof. Pauluzzi. 1925 – 1926 Académie Julian bei J.P. Laurenz und Académie Colarossi in Paris. Studienreisen und längere Aufenthalte in Italien, Frankreich, Holland, Deutschland und Spanien. Zeitweilige Tätigkeit als Kopist im Rijkmuseum in Amsterdam sowie in der Londoner National Gallery und Tate Gallery. 1929 Wohnsitz in Wien-Hietzing; ab 1932 in Gleisdorf, Oststeiermark. 1972 Silbermedaille der Stadt Graz.
An die Poststation GLEISDORF richtete sich die Abschrift einer Hofresolution des K. und K. K. Hofkriegsrates vom 9.10. 1779 für das Generalskommando zu Graz, dass bei vorkommenden Exoffo Stafetten das Postillions – Trinkgeld von 10 Kr. jederzeit ohne Anstand bezahlt werden müsse. Der Kartierungsschein des K. K. Oberpostamtes GRAZ vom 16. Mai 1805 kam 2020 bei Dorotheum in der Abteilung Altbriefe und Dokumente zu 80 Euro zum Ausruf.
In München bei Deider erschien ein „Stunden-Paß“ für eine Paketsendung von Graz nach Gleisdorf mit der „eigenen Privat-Stafette“ an den Herrn Grafen Langheim in Perthelstein, zugeschlagen für 130 Euro.
In einer Partie fand sich eine Anweisung aus 1786 der Geh. Hof- und Staatskanzlei an die Postämter, die benötigten Postpferde für Reisen des Herrn Grafen v. Harrach zur Verfügung zu stellen.
Die aktuellen Entwicklungen im Kampf gegen die weitere Verbreitung des Coronavirus / COVID-19 / SARS-CoV-2 * geben Anlass, auf historische Beispiele einzugehen. Sie dokumentieren, dass Bevölkerung und Verwaltung über Jahrhunderte regional, teils wiederholt drastische Maßnahmen ergreifen mussten.
Das Kaiserreich Österreich mit seinen weit verteilten Gebieten zwischen dem Westen, Osten und Süden Europas, auch weit darüber hinaus, war vielfach von Epidemien und Seuchen betroffen. Wir haben bereits über den Militärarzt Heinrich Kurtz (1784-1831) berichtet, der sich bei seiner aufopferungsvollen Arbeit in Bobrka, Galizien infizierte und mit 47 Jahren an der Cholera starb.
Andachtsbild mit dem Heiligen Sebastian, an einen Baum gebunden und von Pfeilen verwundet, in der Mitte wohl Maria, rechts der Heilige Rochus, der seine Pestbeule präsentiert. Oben auf einer Wolke Gott Vater mit dem gekreuzigten Christus und der Taube (Unbekannter Naiver aus dem 19. Jh. bei Kiefer).
Pest-Epidemie in der Steiermark
In der Steiermark verbreitete sich die Pest ab 1679, nachdem Kaiser Leopold I. vor dem „Schwarzen Tod“ in Niederösterreich und Wien mit seinem Gefolge nach Mariazell geflüchtet war – und dabei die Krankheit einschleppte… Pestsäulen erinnern noch heute an vielen Orten an diese Zeit – wie in Graz die „Dreifaltigkeitssäule“ am Karmeliterplatz, auf dem Griesplatz, die „Mariensäule“ am Lendplatz und in Gleisdorf am Hauptplatz.
Über die Entwicklungen in Graz berichtete Dr. Robert Engele für das Austria-Forum :
Man schrieb das Jahr 1680, der „Schwarze Tod“ hatte Graz fest im Griff: 4608 Einwohner waren von der Pest befallen, 3465 starben laut Aufzeichnungen der Totengräber – ein Fünftel der Stadtbevölkerung.
„Vor den Stadttoren von Graz wurden vier Kreuze aufgestellt, an die alle zur Strafe angebunden wurden, die sich ohne Gesundheitskontrolle in die Stadt einschleichen wollten. Dr. Adam von Lebenwald, ein bekannter steirischer Arzt, empfahl der Bevölkerung als Therapie starke Schwitzkuren, die Einnahme von Theriak, Pimpernelle und Wacholder. Die größte Hilfe aber erwartete sich das Volk von den acht Nothelfern Maria, Sebastian, Rosalia, Rochus, Franz Xaver, Anton, Ignaz und Joseph.“
… Von Tag zu Tag zählte man mehr Krankheitsfälle, immer häufiger sah man weiße Pestkreuze auf den für 40 Tage versperrten Haustoren. Im Rathaus starben 16 Menschen. In der heutigen Schörgelgasse und im Münzgraben starben allein im Juli und August 346 Personen. Am „Grätzbach“ wurden 43 Bewohner „impestiziert“. Insgesamt waren 122 von 326 Häusern infiziert.
Im Sommer 1680 mussten alle Schulen geschlossen werden… Laut Aufzeichnungen der Totengräber fielen in Graz 3465 Bewohner der Pest zum Opfer. 4608 Personen waren erkrankt. Wenn man davon ausgeht, dass damals laut Stadthistoriker Fritz Popelka in Graz 15.000 Menschen lebten, hat die Pest mehr als ein Fünftel hinweggerafft. Sogar das Begraben der Toten erwies sich als schwierig, da alle sechs Grazer Totengräber im Lazarett lagen.“
Italiens Desinfektionsscheine und Seuchenpässe
In Italien war im 18. Jahrhundert ein Desinfektionsschein oder Seuchenpass erforderlich, wollte man zwischen betroffenen Städten und Gemeinden reisen… Wer kann die Angaben auf diesen Dokumenten übersetzen?
Italien – Kirchenstaat/Vatikanstadt: „Auf die Pest“, Bronze-Medaille 1657 mit Papst Alexander VII. (1655-1667, spätere Prägung; G. Morone). Rückseitig St. Peter, der den Pest-Engel von einer Gruppe von Aussätzigen vor dem Petersdom vertreibt (Heidrun Höhn).
Desinfizierte Postgeschichte
Über Jahrhunderte wurden Briefe zeitweise mit verschiedensten Maßnahmen behandelt, um die Verbreitung von Krankheiten einzudämmen. Sie sind selten attraktiv, oft fleckig oder gebräunt, mit „Rasteleisen“ oder Messerstichen perforiert, zuweilen mit interessanten Stempeln oder Vermerken gekennzeichnet.
Der oben gezeigte Cholerabrief ist innen datiert am 11. November 1854. Er reiste mit Österreichs Briefmarke der Erstausgabe zu 9 Kreuzer auf Maschinenpapier von Triest nach Lugo. Unterwegs erhielt er in Ferrara Räucherschlitze und den dekorativen Sanitätsstempel „Ferrara Netta Fuori e Dentro“ (außen und innen gereinigt, Schätzpreis 1000 Euro, Gert Müller).
* Zu den aktuellen Entwicklungen verweisen wir auf die Informationen auf den Internetseiten :
An dieser Stelle ein herzlicher Dank an alle, die sich im medizinischen Kampf gegen Krankheiten für die Gesundheit von Menschen engagieren, auch im Kreis der Kurtz-Familie!
Wir freuen uns, eine neue Publikation aus der Kurtz-Familie ankündigen zu können, geschrieben und illustriert von Elisabeth Kurtz-Steinhoff.
Elisabeth Kurtz wurde im Oktober 1940 in Gleisdorf als mittleres von sieben Kindern des Künstlers Camillo Kurtz und seiner Frau Sofie Kurtz geboren. Ihre Kinderzeit verbrachte sie vorwiegend bei Verwandten in Wörschach im Ennstal. Nach Abschluss von drei Lehrjahren in der Buch- und Papierhandlung ihrer Tante Luise Kurtz wanderte sie mit ihrem Bruder Camillo am 1. April 1959 erstmals nach Australien aus und kehrte 1962 nach Gleisdorf zurück. Es folgten zwei Jahre in Rom, um Italienisch zu lernen.
Eine Stelle in der Universitätsbuchhandlung brachte sie nach Pretoria, Südafrika, wo sie auch ihren Mann Rolf Steinhoff kennenlernte. Nach der Hochzeit in Göttingen zog das Paar nach Sydney in Australien und bekam zwei Söhne. Heute lebt Elisabeth Kurtz-Steinhoff in den Blue Mountains in der Nähe von Sydney. Sie hat viele Geschichten geschrieben und illustriert, für die Mary McKillop Mission Bücher für Schulkinder in Ost-Timor und Kinder der Aborigines im Nordterritorium illustriert.
Aus Kindertagen im Ennstal
Anfang des Jahres 2000 besuchte Elisabeth Kurtz ihre Cousine Siegfriede (Friedl) Steinhuber geb. Vasold. Im Handgepäck führte sie die „Wörschacher Geschichten“ mit, die nun dank der Initiative von Gerhard Steinhuber zur Veröffentlichung anstehen:
„Diese liebevollen Zeichnungen und Erzählungen mit Tiefgang führen uns in die Nachkriegszeit in das Ennstal. Das Elternhaus meiner Mutter Siegfriede war das Kaufhaus Vasold mit Manufaktur (Textilien und Stoffe) und Spezerei (Lebensmittel). Der kindliche Blick bringt die Unbeschwertheit, Freuden und Ängste eines heranwachsenden Volksschulkindes. Natürlich war sie traurig, weil ihre Mutter nicht mehr da war. Obwohl sich meine Mutter Friedl und Cousine Elly lieb um sie gekümmert haben, hatte sie zeitweise großes Heimweh nach Gleisdorf. Eine große Leistung von Elisabeth Kurtz, die mit großer Kunst detailgetreu und wunderbarer Einfühlsamkeit das Werk aus dem Gedächtnis gestaltet hat.“
Gerhard Steinhuber,
Bad Aussee, 2019
Wörschacher Geschichten
Herausgeber: Gerhard Steinhuber
Autor: Elisabeth Kurtz
Umschlaggestaltung: Anna Steinhuber
Die Lebensgeschichte von Dr. Dr. August Maria Kurtz (1899-1990) berichtet, dass der Sohn von Camillo Kurtz – Bruder der Maler Arthur und August Kurtz – und Anna Keller am 27. September 1899 in St. Gallen in der Obersteiermark geboren wurde. Nach Ende des Ersten Weltkriegs absolvierte er das Studium der Medizin unter schwierigen Bedingungen und war danach in Krankenhäusern von Leoben, Bruck an der Mur und in Graz tätig.
Am 1. August 1927 eröffnete er seine Praxis als Praktischer Arzt in Gleisdorf, im elterlichen Haus am Hauptplatz 5. Zwei Wochen später, am 15.8.1927 heiratete er seine Frau Eugenie Steiner, „Jenny“ genannt.
Seine berufliche Laufbahn beendete er als Medizinalrat und Distriktarzt 1969 nach 42 Jahren und übergab die Praxis an seinen Sohn Dr. Walter Kurtz. Am 12. Dezember 1974 wurde ihm das Goldene Ehrenzeichen des Landes Steiermark mit Diplom als Ehren-Dr. verliehen.
In seinen späteren Lebensjahren widmete er sich intensiviert den paranormalen Erfahrungen und spiritistischen Erlebnissen, die er während seiner Studienzeit in Begegnungen und Sitzungen mit dem bekannten Medium Maria Silbert (1866-1936) gesammelt hatte. Zum 50. Todesjahr der „Seherin von Waltendorf“ veröffentlichte er 1986 einen Leitartikel in dem Band „Grenzgebiete der Wissenschaft“ (Resch, Innsbruck).
Interessante Beschreibungen zu diesen Sitzungen von Maria Silbert hat Bernhard Reicher 2011 in einem Blog dokumentiert: > (Link)
(Bild einer spiritistischen Sitzung in Berlin, 1930er-Jahre)
Dr. August Kurtz hat zu diesem Themenkreis zahlreiche Korrespondenzen geführt, seine Berichte in Tonaufzeichnungen dokumentiert und eine Radiosendung mitgestaltet. Ein wichtiger Ansprechpartner war für ihn der Theologe und Gründer des Instituts für Grenzgebiete der Wissenschaft, Professor Dr. Andreas Resch.
Die parapsychologische Forschung hat diese zeitgeschichtlichen Schätze noch nicht wiederentdeckt…
(Fotos und Unterlagen dokumentiert von Karl Andreas Kurtz, Gleisdorf)
Kreativ tätig ist sie schon seit Jahrzehnten, die jüngste Tochter aus der Gleisdorfer Familie von Eugenie und Dr. August Kurtz, eine der Schwestern von Anneliese Burzan-Kurtz, Dr. Walter Kurtz und Karl Kurtz (1929-2017), verheiratet mit Mag. Edwin Rainer.
Ohne jeden Anspruch auf Anerkennung als Künstlerin ist neben ihrer beruflichen Tätigkeit ein eindrucksvolles malerisches Werk entstanden, das Beachtung über den privaten Kreis hinaus verdient hat.
Ihre farbstarken Bilder spiegeln das Temperament ebenso wie die sensiblen Seiten von Irmgard Rainer. Ihre Kompositionen überzeugen mit spontaner Ausdrucksstärke, ohne sich in Details zu verlieren.
Einige Pinselstriche genügen zum Beispiel, um eine lange Fahrt im Regen über die Ries zu vergegenwärtigen …
Nur wenige Besucher hatten bereits Gelegenheit, ihre inspirierenden Gemälde in unterschiedlichsten Techniken kennen zu lernen.
Bisher sind die Bilder und einige Plastiken im Original nur nach privater Terminabsprache mit der in Graz lebenden Künstlerin zu besichtigen.
Eine öffentliche Ausstellung und Anerkennung erscheint wünschenswert und überfällig …
Irmgard Rainer (vorne rechts) mit Angehörigen und Verwandten beim von ihr initiierten Kurtz-Familientreffen im Sommer 2018 in Gleisdorf / Steiermark.
Beim Kurtz-Familientreffen in Gleisdorf/Steiermark im Sommer 2018 realisierte Mag. Edwin Rainer für den Videokanal VoiceInspiration auf YouTube eine Video-Aufzeichnung des Gedichts „Metamorphose des Löwenzahns“ von Gerhard Burzan (1922-2010), nachgelesen von seinem Sohn Michael.
Mehr über den Autor in unserem Blog-Eintrag vom 16.12.2014 :
Wir möchten uns herzlich bei Bernhard Kurtz, Edwin Rainer, allen Mithelfer/inne/n und familiär Mitfeiernden für die freundliche und harmonische Aufnahme beim Familienfest bedanken!
Tänzer sind schon beim Einsteigen im Vorteil. Die hinten angeschlagenen „Selbstmörder-Türen“ trennen Patscherte, die sich vor dem Wägelchen einmal um sich selbst drehen wie der Hund vorm Platzgehen, von Foxtrottgeübten, die den Wagenschlag rechterhand öffnen, nach vorne blickend, die weit aufschwingende Tür mit der Linken fangen, elegant hineingleiten und sie gefühlvoll zuziehen. Die enge Pedalerie ist der zweite Knackpunkt, besonders für alle mit Schuhgröße über 40. Behendes Trippeln verlangt Gefühl im großen Zeh. Spätestens beim unsynchronisierten ersten Gang ist dann endgültig Schluss für Nichttänzer, wobei sich das Getriebe beim Runterschalten auch im Zweiten und Dritten für maßvolles, rhythmisches Zwischengas bedankt. Auch dieses Auto ist nur ein Mensch und will entsprechend behandelt werden.
Bin ich im heuer 50 Jahre alten, lindgrünen Puch 650 T unterwegs, kalibriert sich die Welt jedesmal neu. Sämtliche Skalen sind nach unten zu verlängern. Man sitzt gleichsam mit dem Allerwertesten eine Handbreit überm Boden, selbst bei ganz nach hinten geschobenem Sitz verhindern die angewinkelten Knie gleichzeitiges Linksblinken und Kuppeln, was bei den eher seltenen Überholvorgängen aber eh wurscht ist, die Zehenspitzen geben ein gutes Gefühl zum vorderen Wagenende, denn sie befinden sich genau dort. Als Airbag dient das vorne im Kofferraum quer stehende, vollwertige Reserverad. Gurten? Welche Gurten? Die Sitze sind bequem, perfekten Seitenhalt geben Tür und Beifahrer. Alle zwei Schalter sind leicht zu erreichen, die Seitenscheiben, auch die rechte, lassen sich ohne jede Verrenkung runterkurbeln. Der linke Rückspiegel ist problemlos durch das Fenster hindurch einzustellen, der rechte war noch nicht erfunden. Am Mitteltunnel sind die Klappe für Heizung, die Handbremse und der Choke — junge Autofahrer, schaut’s halt nach bei Wikipedia — , das war’s. Ergonomics at it’s best.
Puchfahren sollte eigentlich auf Rezept erhältlich sein. Misanthropen sind nach drei bis fünf Sitzungen geheilt. Sie finden sich selbst fröhlich, überrascht von heimeligen Vibrationen und Geborgenheit, quasi im Mutterleib wieder, hören mit dem seligen Grinsen nimmer auf und sind andererseits von stets freundlich winkenden und lachenden Mitmenschen umgeben. Grantig sein geht nimmer. Die Reiseflughöhe beträgt 80km/h, wobei 100 kein Problem ist, allerdings die Arbeit am Lenkrad vermehrt. Wir sprechen hier übrigens nicht vom brustschwachen 16 PSigen 500er sondern dem bärenstarken 650er mit 19,8 PS. Eine gültige Vignette vorausgesetzt und richtig geklebt, damit man vorne noch raussieht, macht auch die Autobahn befahrbar, was aber entbehrlich ist.
Das artgerechte Revier ist nämlich die gute Landstraße. Ins Beuteschema fallen Mopedautos, Traktoren, aber auch vereinzelt zaghaft bewegte Sonntagsfahrerkisten. Die ehemaligen Zeitgenossen sind, wenn nicht schon ausgestorben, zumindest auf der Roten Liste und auf freier Wildbahn tagsüber kaum mehr zu sehen. Bei Dämmerung und noch später sowieso nicht, weil selten nachtaktiv und das Fernlicht außerdem so schlecht ist.
Das Fahren ist wirklich von entspannter Natur in derselbigen. Man schwimmt problemlos mit, wird oftmals freundlich durchgewunken und erhält völlig neue Blickwinkel, meist nach oben. Beim Stehen, neben einem LKW zum Beispiel, kann man interessiert sehen, mit wie vielen Schrauben bei dem so ein Rad fixiert ist oder was er zwischen den Achsen so alles mitführt. Vor einem LKW geht sich das Volvozeichen seines Kühlers formatfüllend im Rückspiegel aus. Man befindet sich mit Kindern in ihren Trolleys auf gleicher Höhe, ihre Augen strahlen mit denen der jungen Mütter um die Wette.
Mit zurückgerolltem Dach ist das Fahrerlebnis überhaupt unschlagbar. Der luftgekühlte Zweizylinder Boxermotor im Heck sitzt auf der Antriebsachse, die Wege des Kraftflusses sind entsprechend kurz, das Ansprechverhalten sehr direkt. Wenn’ s feucht ist, geht sich ein netter Schlenker mit dem Heck aus, überhaupt ist das Kurvenverhalten geradezu unanständig. Kurzer Radstand, wenig Gewicht, tiefer Schwerpunkt und Heckantrieb, das sind auch sonst die Zutaten für scharf mit alles. Viel unmittelbarer geht Autofahren nimmer, das ESP ist der Hintern, das ABS die trainierte Wade, die Lenkung ist der dünnen Rädchen; wegen naturservoservo. Achja und es gibt eine Handbremse, die dem Namen gerecht wird.
Motorraderfahrene haben Selektionsvorteil wegen des geübten Blicks auf potentielle Deppen. Die aktive Sicherheit ist die Reaktionsschnelligkeit, die passive sind Körperspannung und Bekleidung. Zum Betanken fahre man an den Platz, den der entfernt verwandte Ferrari soeben freigemacht hat, und nehme denselben Rüssel für die 98 oder 100 oktanige Nährlösung. Maximal 15 Liter sind rasch eingefüllt, das Börserl spürt’s kaum. Gourmets gönnen ihm noch ein Stamperl Bleiersatz als Digestiv. Ein Blick noch aufs Öl, wegen vereinzeltem Markieren des Reviers ist manchmal ein Pfiff nachzufüllen. Korrekter Reifendruck verbessert das Fahrverhalten übrigens ungemein. Mehr Technik ist nicht zu kontrollieren, weil nicht vorhanden.
Unterm Strich ist es aufregendes, wirklich lustiges Fahren mit auf Wunsch Herantasten an den Grenzbereich, und das ganze innerhalb aller Höchstgeschwindigkeitsbegrenzungen. Die führerscheinfreie Zone beginnt weiter oben. Geschicktes Durchschwindeln auf mehrspurigen Stadtstraßen gehört zur Paradedisziplin, Vorausblickend auf Zug bleiben und nicht aus dem Rhythmus kommen! Wie gesagt, Tänzer haben’s leichter.
Vor 87 Jahren wurde sie in Gleisdorf in der Steiermark geboren: Anna Elisabeth Kurtz, eines der Maderln aus der Familie von Dr. August Maria Kurtz (1899-1990) und seiner Frau „Jenny“, geborene Eugenie Steiner (1906-2001). Ihre kunstvolle Expression nach der Hochzeit mit Gerhard Burzan (1922-2010), dem Umzug nach Baden-Württemberg und ihrer Familiengründung beendete ihr früher Tod durch Leukämie am 10. September 1980.
Ihr Bruder Dr. Walter Kurtz, praktischer Arzt und Psychologe in Gleisdorf, beschrieb ihre künstlerische Entwicklung mit den Worten: „Ihr kämpferisch sprühendes Temperament fand in den Jahren nach 1960 Ausdruck in einer starken und gefühlsreichen bildenden Kunst. Ihre Zeichnungen, Aquarelle, Enkaustikarbeiten und Batiken teilen in hohem Maße ihre Wahrnehmungsfähigkeit und Sensibilität mit. Ihre Gedichte zeugen von der Tiefe ihrer Seele.
… Noch in den letzten Jahren vor ihrem Tod 1980 ist ihr trotz oder gerade wegen des Leidens an Leukämie ein besonders tiefer Ausdruck in ihrer Kunst gelungen.“
Aus den 1960er-Jahren stammen erste „freie“ Bilder, darunter Zeichnungen und Aquarelle von Ansichten rund um Ludwigsburg sowie Tonarbeiten. Ende der 1960-er intensiviert sie ihre persönliche Weiterentwicklung mit Kursen in unterschiedlichen Techniken, schon wenige Jahre später wird sie selbst Kurse geben.
Die 1970er-Jahre werden ihre kreativste Schaffensphase. Viele Anregungen erhält sie auf Reisen, bevorzugt in mediterrane Länder. 1972 beginnt die Reihe ihrer 20 Skizzenbücher mit einer Griechenland-Reise, die sie mit ihrem Mann unternimmt.
Ihre bevorzugten Motive zeigen das breite Spektrum ihrer Interessen,
von Kunstwerken der klassischen Antike, über Städteansichten zu Menschendarstellungen. Sie skizziert gerne bei Konzerten und musikalischen Aufführungen, der Musik ist verbunden durch eigenes Flötenspiel und Gesang.
Beim Zeichnen entwickelt sie schon früh einen schnellen klaren Strich,
der Szenen rasch erfasst. Dabei verwandelt ihre Fähigkeit zur Abstraktion die Darstellungen vom Abbild des Moments oft zur zeitlosen Aussage. Einige Motive erscheinen bereits in den Skizzenbüchern und werden später mehrfach in unterschiedlichen Techniken weiter entwickelt. Bei der Farbwahl hat sie keine Scheu vor strahlenden Tönen und starken Kontrasten.
Dazu entwickelt sie eigene Techniken, von der Batik ausgehend, basierend auf Wachszeichnungen, kombiniert mit Aquarell-Farben auf Papier, Japanpapier oder Stoff – das ergibt einen besonders flüssigen Strich, der sich weiß vom farbigen Untergrund abhebt, die Motive erscheinen schwebend, besonders leuchtkräftig, teilweise wie Glasfenster wirkend.
Ab Mitte der 1970er Jahre beginnt die Reihe ihrer erfolgreichen Ausstellungen in der südwestdeutschen Region, später auch in ihrer Heimat und in Graz.
Ihr intensives Engagement in der neu entstandenen Gemeinde St. Paulus, Ludwigsburg-Schlösslesfeld, führt zu einem Spektrum an religiös geprägten Motiven und abstrahierten Szenen der christlichen Traditionen und Mythologien. Sie gestaltet Plakate, einen Kalender, zu den Hauptwerken zählt dort ein etwa einen Meter hoher Leuchter aus Ton mit einer tragenden Figurengruppe. 1976 wird einer ihrer Entwürfe in der Schweiz zu einem großen Wandteppich über mehrere Quadratmeter umgesetzt. 1980 erscheint in ihrem letzten Lebensjahr eine Kunstmappe mit 12 Grafiken unter dem Titel „Gemeinde“.
Im April 1978 steht die Diagnose fest: sie hat Leukämie, unheilbar und mit unbestimmter Überlebenszeit. Sie will und wird weiter malen , arbeiten und ausstellen, konzentriert sich nun noch intensiver auf die Vollendung ihres Spätwerks noch in jungen Jahren. Ab Herbst 1978 richtet sie ein eigenes Atelier in Räumen des nahe gelegenen Schloßguts Harteneck in Schlösslesfeld ein. Eine große Serie strahlender Blumenbilder entsteht („Floriade“), in allen Facetten von zarten Farbenklängen bis zu Farbexplosionen.
Ihre letzte große Ausstellung findet im Mai 1980, wenige Monate vor ihrem Tod statt, in der Tagungsstätte Löwenstein, unter dem Namen Anneliese Burzan-Kurtz, mit dem sie auf ihre Heimat und Verbundenheit mit der Kurtz-Familie verweist.
Danach werden die Krankenhausphasen länger und hoffnungslos, aber noch im Krankenbett zeichnet sie Besucher und ihre Blumensträuße. Am 10. September 1980 wird sie von ihrer Leidenszeit erlöst.
Schlussakkord
Ich kann nichts verlieren,
sondern alles gewinnen in Dir
ich habe gelebt, war begeistert
hab aus dem Vollen geschöpft
war alles hier
jetzt bin ich enttäuscht
erschöpft
was sollen wir hier
ich will nicht klagen
mehr war nicht drin
ich wag es zu sagen
nimm mich hin
Zum Freundeskreis der Gleisdorfer Familie Kurtz zählte Zeit seines Lebens der Künstler Hubert Tuttner (* 1.11.1920 / + 1.12.2007). Der Maler, Grafiker und Bildhauer lebte und arbeitete im Kötschmanngraben, Gemeinde Ludersdorf-Wilfersdorf in der Steiermark. 1920 in Hohenbrugg bei Waltersdorf geboren, begann er seine Ausbildung 1936 zum Bildhauer an der Kunstgewerbeschule in Graz, gefolgt von Militärverpflichtung und Gefangenschaft. Ab 1945 besuchte er die Meisterschule der Malerei in Graz bei Rudolf Szyszkowitz (1905-1976) und 1947 bis 1952 die Akademie der Bildenden Künste in Wien.
„In allem suchte Hubert Tuttner das Wesentliche, in den Dingen, die ihn umgaben wie Blumen und Früchte oder die Häuser der Nachbarschaft. Während der zahlreichen Studienreisen in verschiedenen Ländern fand er vor allem in der Landschaft und der Architektur Sujets, die er zu Papier brachte. Diese werden mit leuchtenden Farben in feinsten Abstufungen und Nuancen in den Aquarellen und Ölbildern ausdrucksstark geformt.“ (Zitat seiner Heimatgemeinde)
Eine erste postume Retrospektive seiner Arbeiten im forumKloster in Gleisdorf begleitete 2009 Dr. Georg Kurtz, der Hubert Tuttner wie viele als Schüler erlebt und ihn in den letzten Jahren als Arzt begleitet hatte.
Eine Ausstellung von Werken aus sehr unterschiedlichen Perioden wurde 2012 im „MiR-Museum im Rathaus“ in Gleisdorf von seiner Tochter, der Textilkünstlerin Regina Tuttner eröffnet. Dabei merkte Bürgermeister Christoph Stark an, dass Hubert Tuttner noch vielen Menschen aus ihrer Schulzeit als Lehrer in Erinnerung geblieben sei.
Einen aufschlussreichen Einblick zum Engagement von Dr. Georg Kurtz im Kunstbereich seiner Ordination gab der Autor Martin Krusche anlässlich einer Ausstellungs-Finissage unter dem Titel „Momente am Alltagsrand – Ein Abend im Fleisch unserer Möglichkeiten“, in dem er auch ein Bild von Hubert Tuttner beleuchtet (siehe obiger Ausschnitt, Foto Martin Krusche):
Tuttners Werke sind in vielgestaltiger Form als Teil der Kunst- und Kulturgeschichte zu finden, in privaten und öffentlichen Sammlungen, in Publikationen, an und in städtischen wie kirchlichen Bauwerken.
Als Dauerleihgabe im Belvedere Wien (Eigentum der Artothek des Bundes) ist sein undatiertes Ölbild „Blühende Kakteen in Landschaft“ vertreten (43 x 61 cm).
Das Austria-Forum dokumentiert das Wandmosaik „Fahrzeuge und St. Christophorus“ von Hubert Tuttner aus dem Jahr 1958 im 23. Bezirk in 1230 Wien, Breitenfurter Straße 485, am 29. November 2015 fotografiert von Hon.-Prof. Dr. Ewald Judt.
Hier eines seiner leuchtenden Blumen-Aquarelle, das 2016 beim Dorotheum in Graz offeriert wurde, sowie ein Stück aus dem Kunsthandel Antiquariat am Kräherwald.
Nach der Gründung des heutigen Grazer Landesmuseums Joanneum durch Erzherzog Johann im Jahre 1811 entstand 1865 auf Initiative seines Sohnes Franz, Graf von Meran (1839-1891), der Steiermärkische Kunstverein in Graz. Ziel des Vereins war die Förderung der Kunst und des Kunstverständnisses. Kunstfreunde, Literaten und bildende Künstler haben den Verein gemeinsam getragen, aus dessen Kreisen sich 1899 die Vereinigung der bildenden Künstler gründete. Zwischen 1923 und 1926 wurden die ersten Ausstellungen der Sezession gezeigt; 1952 entstand der Grazer Werkbund im Rahmen des Kunstvereins.
Franz von Meran war der erste Präsident des Steiermärkischen Kunstvereins. Ihm folgten weitere bedeutende Persönlichkeiten, darunter der Grazer Bürgermeister Dr. Moritz Ritter von Schreiner, und ab 1900 der Archäologe August Franz Christian Wilhelm Gurlitt (1844-1905). Prof. Wilhelm Gurlitt förderte die Hinwendung zu modernen Strömungen in der Kunst und engagierte sich als wesentlicher Förderer der Grazer Zeitkunst erfolgreich dafür, den namhaften deutschen Künstler Paul Schad-Rossa nach Graz zu holen, um die Moderne Kunst in der Steiermark zu etablieren.
Graz, 01.07.1890, Antheil-Schein über 3 Gulden Österr. Währung, Nr. 154,
13 x 18,6 cm, ocker / braun, sehr dekorativ gestaltet, uns bisher völlig unbekannt, aus einer alten Sammlung! (aus der 15. Auktion für Historische Wertpapiere, Erbprinzenpalais Wiesbaden, 14. November 2009, www.hwph.de)
Im Nachlass von Gerhard Burzan (1922-2010) fand sich ein Katalog
zur „Jahresausstellung mit Sonderausstellung Giacomo Manzu“ des Steiermärkischen Kunstverein Werkbund Graz im Künstlerhaus Graz,
die vom 29. Dezember 1954 bis 24. Jänner 1955 lief. Offensichtlich hatte Burzan diese Ausstellung gemeinsam mit der damals 23-jährigen Anneliese Kurtz besucht, die er am 27. August 1955 standesamtlich in Öhringen und am 9. Oktober 1955 kirchlich in Gleisdorf heiratete.
Die beiden haben sich auf der Rückseite des Katalogs gegenseitig beim Lesen gezeichnet – er sie mit recht zaghaften Strichen, während sie ihn schon gut erkennbar skizzierte und früh ihr Talent erkennen ließ…
Die gemeinsame Liebe zu Kunst und Literatur hat das Paar lebenslänglich verbunden. Man kann sich die Zeitumstände vorstellen: die Schockerlebnisse des Zweiten Weltkriegs wurden nur langsam überwunden, vom Nullpunkt aus musste man nun Gegenwart und Zukunft gestalten, die tiefe Sehnsucht nach neuen Bildern und Worten konnte im Austausch ihrer Gedanken Erfüllung finden…