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Schlagwort-Archiv: Totengräber

Auf Barbaras Spuren

04 Freitag Dez 2020

Posted by Burzan/Kurtz in Film, Fundstücke, Literatur, Sammeln, Uncategorized, Zeitgeschichte

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Alte Meister, Anschluss 1938, Ansichtskarte, Architekten, Artillerie, August III., Österreich, Barbara, Barbara LaMarr, Barbaratag, Barbra Streisand, Bauern, Böhmen, Bergbau, Blitz, Brauchtum, Briefmarke, Christen, Dachdecker, DDR, Dom, Dreifaltigkeit, Dresden, Elektriker, Feuerwehr, Folter, Gemäldegalerie, Geologen, Gewitter, Glauben, Glaubensfrage, Glockengießer, Griechen, Gustave Eiffel, Heilige, Hildegard von Bingen, Hradschin, Hutmacher, Jan van Eyck, Kaiser Diokletian, Kalifornien, Kanonier, Köche, König Wenzel, Kiev, Kirche, Kutná Hora, Kuttenberg, Lukas Cranach, Maurer, Märtyrerin, Mönche, Metzger, Michel Piccoli, Namensherkunft, Nikomedien, Nothelferin, Palma il Vecchio, Patronin, Postkarte, Prado, Prager Groschen, Raffael, Römische Geschichte, Robert Campin, Rubens, Sachsen, Sainte Barbe, Sankt Barbara, Santa Barbara, Schwert, Silber, Silbermünze, Sixtinische Madonna, Sowjetunion, St. Barbara's Day, Steiermark, Steinmetz, Sudetenland, Türkei, Tirol, Tod, Totengräber, Triptychon, Tunnel, Turm, Ukraine, UNESCO, Vater, Venedig, Verfolgung, Vulkanausbruch, Waffenschmied, Wallfahrt, Welterbe, Zimmerleute

Heilige Nothelferin für viele Fälle und Kunstmotiv seit Jahrhunderten

Sankt Barbara im Mürztal nennt sich eine der jüngsten Gemeinden der Steiermark: Anfang 2015 entstand sie aus den Ortsteilen Mitterdorf, Veitsch und Wartberg im Mürztal. Zur Namenspatronin wurde Barbara von Nikomedien, deren Ehrentag seit vielen Jahrhunderten am 4. Dezember gefeiert wird. Die meistbekannte Stadt dieses Namens, Santa Barbara in Kalifornien, wurde am Barbaratag 4. Dezember 1786 gegründet. In manchen Gegenden ist es Brauch, am 4. Dezember frisch geschnittene Zweige von Obstbäumen oder Weiden in Wasser zu stellen, die zu Weihnachten erblühen. Wer war diese geheimnisvolle Dame, die bis heute in vielfacher Weise unser Leben begleitet?

Peter Paul Rubens: Heilige Barbara flieht vor ihrem Vater, ca. 1620, Dulwich Picture Gallery (Google Art Project, Wikimedia)

Barbara von Nikomedien zählt zu den meistverehrten Heiligen, dargestellt in bedeutenden Werken der Kunstgeschichte. Weit über religiöse Bezüge hinaus bildet sie ein facettenreiches kulturhistorisches Phänomen. In der Liga der 14 Nothelfer soll sie zuverlässige Hilfe in vielen Situationen bieten. Doch ob sie tatsächlich gelebt hat und für ihren christlichen Glauben durch die Hand ihres Vaters starb, lässt sich heute nicht mehr nachweisen.

Ihre Geschichte soll sich gegen Ende des dritten Jahrhunderts während der Regierungszeit der römischen Kaiser Diokletian (284-305 nach christlicher Zeitrechnung) und Gaius Valerius Galerius Maximinus, genannt Maximinus Daia (305-313) zugetragen haben. Nikomedia am Marmarameer heißt heute İzmit und liegt im Norden der Türkei, rund hundert Kilometer entfernt von der einstigen Metropole Byzanz oder Konstantinopel (Istanbul). Es war eine weitere Periode der grausamen Verfolgung von frühen Christen, die bis ins Jahr 311 von den römischen Herrschern veranlasst und durchgeführt wurde.

Postkarte vom Barbarafest 1908 (Veuskens).

Opfer anderen Glaubens

Barbara (griechisch „Die Fremde“) sei gemäß der Legende die schöne Tochter von Dioskuros gewesen, einem hochgestellten und reichen Griechen. Um ihren Glauben an die traditionellen griechisch-römischen Gottheiten vor dem sich ausbreitenden Christentum zu bewahren, habe sie der Vater in jugendlichen Jahren fern der Öffentlichkeit in einem Turm einquartiert. (Türme sollten daher in späteren Zeiten symbolisch zu ihren häufigsten Attributen werden.) Einer ihrer Privatlehrer habe jedoch über die Ideen des Christentums berichtet und ihren Wunsch nach dieser jungen Glaubensform erweckt, die auf eine heilige Dreifaltigkeit vertraute, anstatt sich den Launen ungezählter Einzelgötter zu ergeben. Als Barbara einen vom Vater zum Gatten ausgewählten Freier als „Heiden“ zurückwies und sich als heimlich getaufte Christin zu erkennen gab, musste sie vor dem väterlichen Zorn fliehen.

Sie konnte sich in einer wundersam geöffneten Felsspalte verbergen, bis ein Hirte ihr Versteck verriet. Grausam gequält und unter Todesdrohung wegen Hochverrats nach römischem Reichsrecht, heilten all ihre Wunden über Nacht durch einen Engel. Doch auch dieses Wunder konnte ihre Peiniger nicht von weiteren Foltern abhalten. Das Todesurteil durch Enthauptung habe ihr Vater auf eigenen Wunsch selbst mit dem Schwert vollstreckt. Als Strafe des Himmels soll er darauf von einem Blitzschlag getroffen worden sein.

Mit ihrem standhaften Eintreten für ihren frühchristlichen Glauben bis ins Sterben erhielt Barbara das Attribut einer Heiligen und Märtyrerin verliehen, die allen Bittenden und Gäubigen Hilfe gewährt. Bereits im siebten Jahrhundert nach Christus begann in der byzantinischen Ostkirche die Verehrung der Barbara von Nikomedien; bald übernahm auch die lateinische Westkirche diesen Brauch. Um das Jahr 1000 wurden ihr zugeschriebene Gebeine auf die Insel Torcello bei Venedig überführt. Zu anderen Orten, die ihre Reliquien verwahrten, zählen Kiew, Konstantinopel, Rom oder São Roque im Lissabonner Stadtteil Bairro Alto. In Deutschland findet sich eine kleine Reliquie der heiligen Barbara aus dem Eibinger Reliquienschatz der Hildegard von Bingen in der Wallfahrtskirche St. Hildegard und St. Johannes der Täufer in Eibingen im Rheingau; ein weiteres Relikt soll der Altar der St.-Antonius-Kirche in Iseringhausen seit 1647 bewahren.

Von höchster Kunst

Seit dem 15. Jahrhundert wurde die Heilige Barbara in unzähligen Darstellungen bildender Künstler gezeigt. Bereits aus dem Jahr 1437 stammt ein unvollendetes Werk des Jan van Eyck, das sich im Musée Royal des Beaux-Arts in Antwerpen befindet. Aus dem Prado-Museum in Madrid bekannt ist eine Santa Barbara des niederländischen Malers Robert Campin (1375-1444) in Öl auf Eichenholz aus dem Jahr 1438. Sitzend vor dem Kaminfeuer beim Lesen, während man durch das Fenster den Bau des Turms erkennt, bildete sie auf dem Original einst den Seitenflügel eines Triptychons, dessen Mittelstück verloren ging. Die gegenüber liegende Seite zeigt Johannes den Täufer und den Franziskaner Heinrich von Werl, Professor der Theologie aus Köln.

Der flämische Maler Peter Paul Rubens (1577-1640) hat die heilige Barbara mehrfach in Szene gesetzt. Die Flucht vor ihrem Vater nach einem schwach erhaltenen Ölbild auf Holz erscheint auf der Briefmarke MiNr. 1593 von Sierra Leone mit Gemälden zu Ostern 1991. Antigua und Barbuda nutzten die Vorlage von Rubens bereits zur Weihnachtsserie 1978 (MiNr. 525).

Eine der edelsten mehrfarbigen Reproduktionen eines Gemäldes mit der heiligen Barbara gestaltete die Tschechische Republik im Mai 2016 innerhalb der großformatigen Reihe mit Kunstschätzen der Prager Burg (MiNr. 884 zu 38 Kronen, ausgegeben in 25 000 Kleinbogen); sie gibt im Stichtiefdruck ein Detail aus dem Prager Altar von Lucas Cranach dem Älteren (1472–1553) wider.

Die italienische Post ehrte Jacopo Negretti, genannt Palma il Vecchio (1480-1528) zum 500. Geburtstag am 20. November 1980 in ihrer Kunstserie mit einer Wiedergabe seines großartigen Altarbildes von Santa Barbara. Es bildet das Zentrum eines mehrteiligen Polyptychon aus der Kirche di Santa Maria Formosa, Venedig. MiNr. 1736 setzt sie zu 520 Lire im kombinierten Stichtief- und Offsetdruck ins Halbrund. Zur Linken von Monacos Patronin Sainte Dévote finden wir die heilige Barbara als „Sainte Barbe“ auf dem Block 5 des Fürstentums seit Ende April 1973. Das gravierte bräunlichrote Motiv entstand nach dem Triptychon von Ludovic Bréa aus dem frühen 16. Jahrhundert, beheimatet in der Kirche von Dolceacqua (Italien).

Populäre Helferin

In Frankreich setzte die breite Verehrung von „Sainte Barbe“ im Lauf des 15. Jahrhunderts ein. Zum langlebigen Ruf trug das 1460 in Paris gegründete Collège de Sainte Barbe als älteste Bildungsstätte dieser Art bei. Unter ihren berühmtesten Absolventen, „barbistes“ genannt, finden sich Namen wie Ignatius von Loyola (1491-1556), Gustave Eiffel (1832-1923), Alfred Dreyfus (1859-1935), der einstige Staatspräsident Paul Deschanel (1855-1922) oder Filmlegenden wie Michel Piccoli und Claude Lelouch. DIe französische Post würdigte das Collège Sainte-Barbe zum 500-jährigen Bestehen am 3. Dezember 1960 mit einer Sondermarke zu 30 Centimes im mehrfarbigen Stichtiefdruck. MiNr. 1331 bietet links eine Personifizierung der Barbara lesend vor ihrem Turm, rechts eine architektonische Skizze der Anlage. Ein Wert der Zuschlagsserie für das Rote Kreuz vom 20. November 1976 trägt eine Skulptur aus der Kirche von Brou, auf der die heilige Barbara im violetten Stichtiefdruck das Modell eines Turms in den Händen hält (MiNr. 2001).

Auf volkstümliche Darstellungen von St. Barbara griff die Postverwaltung des Fürstentums Liechtenstein bei einigen Sondermarken zurück. MiNr. 732 zu 70 Rappen aus dem prächtigen Trio mit Wappenscheiben aus dem Landesmuseum vom Juni 1979 ist Barbara Gräfin zu Sulz gewidmet, geborene Freiin zu Staufen. Ihre Namenspatronin kann man rechts neben einem Turm entdecken. Auf MiNr. 951 aus der Reihe „Bildstöcke“ erschien im September 1988 die Andachtsstätte mit Barbara-Figur der Kaltwehkapelle bei Balzers. Am 1. September 2003 begann Liechtensteins Post mit der dreiteiligen Serie „Die 14 Nothelfer“. In der abschließenden dritten Folge vom März 2005 zeigt sich die Heilige Barbara als Patronin mit Monstranz und Schwert auf MiNr. 1373 zu 1,80 Franken.

Barbara als Nothelferin zwischen Blitz, Turm und Schwert (Liechtenstein); Barbarakirche in Wien auf Briefmarke der Ukraine.

Auch aus Ländern und Kirchen des Ostens kamen vielfältige Darstellungen von Barbara auf Briefmarken in Umlauf. Die Ukraine und Österreichs Weihnachtsmarken von 1979, 1988 und 2007 haben hier einige Gemeinsamkeiten für Kunstfreunde zu bieten. Nach alten Ikonen zeigte sie sich im November 2003 in der Serbischen Republik Bosnien-Herzegowina oder aus Albanien im Oktober 2004. Unter den Fresken in der Dreifaltigkeitskirche Hrastovlje aus dem Jahr 1490 erschien die Heilige am 28. November 1989 mit einem Turm-Modell (Jugoslawien 2386).

Begleiterin der Sixtinischen Madonna

Das berühmteste und am häufigsten in der Philatelie reproduzierte Bildnis der legendären Barbara erscheint im Monumentalgemälde „Sixtinische Madonna“ des Italieners Raffaello Santi (1483 bis 1520). August III. von Polen-Sachsen erwarb Raffaels 1512-1513 entstandenes Altarbild von den Mönchen von San Sisto in Piacenza, in deren Klosterkirche Reliquien der heiligen Barbara und des Bischofs Sixtus II. von Rom verwahrt wurden. Nach der Zustimmung von Papst Benedikt XIV. und des Herzog Philipp von Parma durfte es zur Finanzierung der Renovierung dieses Klosters veräußert werden. Seit 1. März 1754 befand es sich in Dresden und zählte zu den Schätzen der Gemäldegalerie Alte Meister in den Staatlichen Kunstsammlungen. 1945 erfolgte nach dem Zweiten Weltkrieg die Beschlagnahme als Beutekunst durch die Sowjetunion und der Transport nach Moskau. Zur Rückgabe an die DDR erschien am 15. Dezember 1955 eine Wiedergabe in Blautönen auf dem Höchstwert der ersten Ausgabe „Von der Sowjetunion zurückgeführte Werke der Dresdner Gemäldegalerie“ (MiNr. 509). Weitere Reproduktionen boten unter anderen Liberia 1969, Weihnachtsmarken Gibraltars aus 1983, Grenadas aus 1990 oder Nevis vom 6. Dezember 2010. Das gesamte Meisterwerk kam wiederholt auch in Blockform zur Ausgabe.

Sixtinische Madonna von Raffael, rechts St. Barbara; in drei Block-Versionen (Vatikan, Mongolei, Deutschland).

Im Zentrum schwebt eine Madonna mit ihrem Kind über den Wolken, links begleitet vom heiligen Sixtus, rechts senkt Barbara verschämt den Blick vor dem Betrachter, die gesamte Szenerie umgeben von einem samtiggrünen Vorhang. In unzählbaren Varianten und Formen wurden allein schon die beiden geflügelten und zerzausten Engelchen verbreitet, die das Geschehen gestützt auf den Unterrand bestaunen.

Patronin des Bergbaus und vieler Metiers

Der 4. Dezember wird im volkstümlichen und kirchlichen Brauchtum seit langen Zeiten als Feiertag zu Ehren der Heiligen Barbara begangen. Sie gilt als Schutzpatronin für viele Fälle – zuständig für Artilleristen wie für die Bergleute, für Architekten, Bauern, Dachdecker, Elektriker, Feuerwehrleute, Gefangene, Geologen und Glockengießer, Hutmacher, Köche, Maurer oder Metzger, Steinmetze, Totengräber, Waffenschmiede oder Zimmerleute. Sie soll bei Blitz, Feuer, Fieber und Gewitter beistehen, einen plötzlichen Tod verhindern, aber Sterbenden einen guten Abschied bereiten.

Die Verbindung mit Blitzen, Gewitter, Vulkanausbrüchen oder Waffen wird auf den Blitzschlag zurückgeführt, der ihren Vater getroffen habe, nachdem er seine Tochter Barbara enthauptete. Als Schutzheilige der Artillerie wurde sie bis ins 20. Jahrhundert vielfältig auf Andachtsbildern und Ansichtskarten dargestellt. In dieser Berufung erscheint „Santa Barbara – Patrona de los Artilleros“ 1967 zu 20 Pesos auf Argentiniens MiNr. 980 als Schutzpatronin der Kanoniere, gestaltet nach einem Altarbild aus der Kapelle der Artillerie-Akademie in Segovia, Spanien. Die Tschechoslowakei ehrte ihr Engagement 1970 mit einem Bildnis, umgeben von Fahnen und Waffen (MiNr. 1947) in der Serie „Historische Kanonen“ neben einem Festungsgeschütz von 1556.

Besonderes Ansehen als Schutzpatronin fand die heilige Barbara seit dem frühen 14. Jahrhundert bei Menschen, die im Bergbau ihr Leben riskierten. Ihr überliefertes Verschwinden in einer Felsspalte, aus der sie zurückkehrte, machte sie zur führenden Patronin unter Tage. Figuren von Sankt Barbara beschwören ihren Schutz an Stollen und Tunnelbaustellen, wo bis heute an ihrem Ehrentag die Arbeit ruht. Am 4. Dezember wurden Bergleute in Österreich mit „Barbara-Brot“ aus Pfefferkuchenteig beschenkt.

Barbaras Dom in der Silberstadt

Als Zeichen höchster Würdigung für die Patronin beeindruckt der Dom der heiligen Barbara im böhmischen Kuttenberg (heute Kutná Hora, Tschechische Republik). Ab 1388 wurde das grandiose Bauwerk begonnen, doch erst 1905 vollendet. Ein Mönch soll hier erstmals Silber entdeckt und die Fundstelle mit seiner Kutte bedeckt haben. Schon im 13. Jahrhundert erschlossen Bergleute die Region, die zum Wirtschaftszentrum aufblühte. Unter König Wenzel II. (1271-1305) entstand eine Münzstätte, in der bis 1547 Millionen Böhmische (Prager) Groschen geprägt wurden, damals eine weit verbreitete Silberwährung.

Die Aufnahme des Kuttenberger Doms zur heiligen Barbara in die Liste der UNESCO-Kulturdenkmäler 1995 feierte die Tschechische Republik am 9. Oktober 1998. Am 8. September 2016 würdigten die Vereinte Nationen Genf, Wien und New York den Dom mit einem nächtlich beleuchteten Foto in der Reihe mit Stätten des tschechischen UNESCO-Welterbes, jeweils in Markenheftchen für Genf, Wien und New York.

Am Barbaratag 4. Dezember 1937 erschien erstmals die Freimarke der Tschechoslowakei zu 1,60 Kronen mit dem St.-Barbara-Dom in Kuttenberg (MiNr. 386); Restauflagen kamen mit Aufdruck für Böhmen und Mähren und die Slowakei in Gebrauch. Eine entsprechende Ansicht, nun links oben ergänzt mit der deutschen Bezeichnung Kuttenberg, erschien in Böhmen und Mähren 1939 in Schwärzlichlilapurpur (MiNr. 27). Teuerste Versionen finden sich unter den Aufdrucken, die im Sudetenland zum Anschluss an das Deutsche Reich ab 28. September 1938 regional entstanden. Bereits ab 28. September kamen tschechoslowakische Werte in Niklasdorf mit neuen Wertangaben in Verwendung; der Barbara-Dom nur in Kleinstauflage von 40 Exemplaren. Propagandistische Handstempel „Wir sind frei“ mit Hakenkreuz trugen 4300 Stück aus Rumburg; in Karlsbad wurden 800 überstempelt. Nur 50 Exemplare sollen in Konstantinsbad den schwarzen Aufdruck „Sudetenland“ durch die Buchdruckerei Metka erhalten haben.

Mit Belegen vom Barbaratag 4. Dezember aus verschiedenen Perioden und Regionen, von Orten oder Kirchen, die mit Barbara in Verbindung stehen, bis zu anderen Damen ihres Namens lassen sich thematische Kollektionen vielfältig und ausdrucksstark ergänzen.

Michael Burzan
(Titelthema DBZ 1/2021)

Seuchen, Pest und Cholera – ein Kampf seit Jahrhunderten

10 Dienstag Mär 2020

Posted by Burzan/Kurtz in Familiengeschichte, Fragen, Fundstücke, Heinrich Kurtz (1784-1831), Uncategorized, Zeitgeschichte

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Schlagwörter

Andachtsbild, Österreich, Brief, Cholera, Coronavirus, COVID-19, Desinfektion, Dr. Adam von Lebewald, Dreifaltigkeitssäule, Epidemie, Ferrara, Gleisdorf, Graz, Heinrich Kurtz, Hilfsmaßnahmen, Infektion, Infizierung, Italien, Kaiser, Krankheiten, Lazarett, Maßnahmen, Mariensäule, Medaille, Militärarzt, Nothelfer, Papst, Pest, Pestsäule, Quarantäne, Räucherschlitze, Robert-Koch-Institut, SARS-CoV-2, Seuchen, Seuchenpass, Sozialministerium, Steiermark, Stempel, Therapie, Todesopfer, Totengräber, Triest, Vatikan

Die aktuellen Entwicklungen im Kampf gegen die weitere Verbreitung des Coronavirus / COVID-19 / SARS-CoV-2 * geben Anlass, auf historische Beispiele einzugehen. Sie dokumentieren, dass Bevölkerung und Verwaltung über Jahrhunderte regional, teils wiederholt drastische Maßnahmen ergreifen mussten.

Das Kaiserreich Österreich mit seinen weit verteilten Gebieten zwischen dem Westen, Osten und Süden Europas, auch weit darüber hinaus, war vielfach von Epidemien und Seuchen betroffen. Wir haben bereits über den Militärarzt Heinrich Kurtz (1784-1831) berichtet, der sich bei seiner aufopferungsvollen Arbeit in Bobrka, Galizien infizierte und mit 47 Jahren an der Cholera starb.

https://kurtzarchiv.com/2018/03/26/die-cholera-epidemie-von-1830-bis-1832/

Andachtsbild mit dem Heiligen Sebastian, an einen Baum gebunden und von Pfeilen verwundet, in der Mitte wohl Maria, rechts der Heilige Rochus, der seine Pestbeule präsentiert. Oben auf einer Wolke Gott Vater mit dem gekreuzigten Christus und der Taube (Unbekannter Naiver aus dem 19. Jh. bei Kiefer).

Pest-Epidemie in der Steiermark

In der Steiermark verbreitete sich die Pest ab 1679, nachdem Kaiser Leopold I. vor dem „Schwarzen Tod“ in Niederösterreich und Wien mit seinem Gefolge nach Mariazell geflüchtet war – und dabei die Krankheit einschleppte… Pestsäulen erinnern noch heute an vielen Orten an diese Zeit – wie in Graz die „Dreifaltigkeitssäule“ am Karmeliterplatz, auf dem Griesplatz, die „Mariensäule“ am Lendplatz und in Gleisdorf am Hauptplatz.

Über die Entwicklungen in Graz berichtete Dr. Robert Engele für das Austria-Forum :

Man schrieb das Jahr 1680, der „Schwarze Tod“ hatte Graz fest im Griff: 4608 Einwohner waren von der Pest befallen, 3465 starben laut Aufzeichnungen der Totengräber – ein Fünftel der Stadtbevölkerung.

„Vor den Stadttoren von Graz wurden vier Kreuze aufgestellt, an die alle zur Strafe angebunden wurden, die sich ohne Gesundheitskontrolle in die Stadt einschleichen wollten. Dr. Adam von Lebenwald, ein bekannter steirischer Arzt, empfahl der Bevölkerung als Therapie starke Schwitzkuren, die Einnahme von Theriak, Pimpernelle und Wacholder. Die größte Hilfe aber erwartete sich das Volk von den acht Nothelfern Maria, Sebastian, Rosalia, Rochus, Franz Xaver, Anton, Ignaz und Joseph.“

… Von Tag zu Tag zählte man mehr Krankheitsfälle, immer häufiger sah man weiße Pestkreuze auf den für 40 Tage versperrten Haustoren. Im Rathaus starben 16 Menschen. In der heutigen Schörgelgasse und im Münzgraben starben allein im Juli und August 346 Personen. Am „Grätzbach“ wurden 43 Bewohner „impestiziert“. Insgesamt waren 122 von 326 Häusern infiziert.

Im Sommer 1680 mussten alle Schulen geschlossen werden… Laut Aufzeichnungen der Totengräber fielen in Graz 3465 Bewohner der Pest zum Opfer. 4608 Personen waren erkrankt. Wenn man davon ausgeht, dass damals laut Stadthistoriker Fritz Popelka in Graz 15.000 Menschen lebten, hat die Pest mehr als ein Fünftel hinweggerafft. Sogar das Begraben der Toten erwies sich als schwierig, da alle sechs Grazer Totengräber im Lazarett lagen.“

Italiens Desinfektionsscheine und Seuchenpässe

In Italien war im 18. Jahrhundert ein Desinfektionsschein oder Seuchenpass erforderlich, wollte man zwischen betroffenen Städten und Gemeinden reisen… Wer kann die Angaben auf diesen Dokumenten übersetzen?

(Beispiele: Schlegel, Berlin; Veuskens, Hildesheim)

Ein drastischer Bericht über die Pest-Verbreitung und einstige Mittel dagegen am Beispiel von Grieskirchen auf der Internetseite : https://www.tips.at/nachrichten/grieskirchen/land-leute/380399-grieskirchner-hausmittel-gegen-die-beulenpest

Vertreibung des Pest-Engels im Kirchenstaat

Italien – Kirchenstaat/Vatikanstadt: „Auf die Pest“, Bronze-Medaille 1657 mit Papst Alexander VII. (1655-1667, spätere Prägung; G. Morone). Rückseitig St. Peter, der den Pest-Engel von einer Gruppe von Aussätzigen vor dem Petersdom vertreibt (Heidrun Höhn).

Desinfizierte Postgeschichte

Über Jahrhunderte wurden Briefe zeitweise mit verschiedensten Maßnahmen behandelt, um die Verbreitung von Krankheiten einzudämmen. Sie sind selten attraktiv, oft fleckig oder gebräunt, mit „Rasteleisen“ oder Messerstichen perforiert, zuweilen mit interessanten Stempeln oder Vermerken gekennzeichnet.

Dieses Bild hat ein leeres alt-Attribut; sein Dateiname ist seuchen-1854-austria-o-gm20.jpg.

Der oben gezeigte Cholerabrief ist innen datiert am 11. November 1854. Er reiste mit Österreichs Briefmarke der Erstausgabe zu 9 Kreuzer auf Maschinenpapier von Triest nach Lugo. Unterwegs erhielt er in Ferrara Räucherschlitze und den dekorativen Sanitätsstempel „Ferrara Netta Fuori e Dentro“ (außen und innen gereinigt, Schätzpreis 1000 Euro, Gert Müller).

* Zu den aktuellen Entwicklungen verweisen wir auf die Informationen auf den Internetseiten :

– Sozialministerium Österreich
– Robert-Koch-Institut

An dieser Stelle ein herzlicher Dank an alle, die sich im medizinischen Kampf gegen Krankheiten für die Gesundheit von Menschen engagieren, auch im Kreis der Kurtz-Familie!

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