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~ Künstler aus Österreich: Arthur Kurtz, Augustin Kurtz-Gallenstein, Oskar Kurtz, Camillo Kurtz, Anneliese Burzan-Kurtz – Familie, Leben und Werke

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Schlagwort-Archiv: Ukraine

Auf Barbaras Spuren

04 Freitag Dez 2020

Posted by Burzan/Kurtz in Film, Fundstücke, Literatur, Sammeln, Uncategorized, Zeitgeschichte

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Alte Meister, Anschluss 1938, Ansichtskarte, Architekten, Artillerie, August III., Österreich, Barbara, Barbara LaMarr, Barbaratag, Barbra Streisand, Bauern, Böhmen, Bergbau, Blitz, Brauchtum, Briefmarke, Christen, Dachdecker, DDR, Dom, Dreifaltigkeit, Dresden, Elektriker, Feuerwehr, Folter, Gemäldegalerie, Geologen, Gewitter, Glauben, Glaubensfrage, Glockengießer, Griechen, Gustave Eiffel, Heilige, Hildegard von Bingen, Hradschin, Hutmacher, Jan van Eyck, Kaiser Diokletian, Kalifornien, Kanonier, Köche, König Wenzel, Kiev, Kirche, Kutná Hora, Kuttenberg, Lukas Cranach, Maurer, Märtyrerin, Mönche, Metzger, Michel Piccoli, Namensherkunft, Nikomedien, Nothelferin, Palma il Vecchio, Patronin, Postkarte, Prado, Prager Groschen, Raffael, Römische Geschichte, Robert Campin, Rubens, Sachsen, Sainte Barbe, Sankt Barbara, Santa Barbara, Schwert, Silber, Silbermünze, Sixtinische Madonna, Sowjetunion, St. Barbara's Day, Steiermark, Steinmetz, Sudetenland, Türkei, Tirol, Tod, Totengräber, Triptychon, Tunnel, Turm, Ukraine, UNESCO, Vater, Venedig, Verfolgung, Vulkanausbruch, Waffenschmied, Wallfahrt, Welterbe, Zimmerleute

Heilige Nothelferin für viele Fälle und Kunstmotiv seit Jahrhunderten

Sankt Barbara im Mürztal nennt sich eine der jüngsten Gemeinden der Steiermark: Anfang 2015 entstand sie aus den Ortsteilen Mitterdorf, Veitsch und Wartberg im Mürztal. Zur Namenspatronin wurde Barbara von Nikomedien, deren Ehrentag seit vielen Jahrhunderten am 4. Dezember gefeiert wird. Die meistbekannte Stadt dieses Namens, Santa Barbara in Kalifornien, wurde am Barbaratag 4. Dezember 1786 gegründet. In manchen Gegenden ist es Brauch, am 4. Dezember frisch geschnittene Zweige von Obstbäumen oder Weiden in Wasser zu stellen, die zu Weihnachten erblühen. Wer war diese geheimnisvolle Dame, die bis heute in vielfacher Weise unser Leben begleitet?

Peter Paul Rubens: Heilige Barbara flieht vor ihrem Vater, ca. 1620, Dulwich Picture Gallery (Google Art Project, Wikimedia)

Barbara von Nikomedien zählt zu den meistverehrten Heiligen, dargestellt in bedeutenden Werken der Kunstgeschichte. Weit über religiöse Bezüge hinaus bildet sie ein facettenreiches kulturhistorisches Phänomen. In der Liga der 14 Nothelfer soll sie zuverlässige Hilfe in vielen Situationen bieten. Doch ob sie tatsächlich gelebt hat und für ihren christlichen Glauben durch die Hand ihres Vaters starb, lässt sich heute nicht mehr nachweisen.

Ihre Geschichte soll sich gegen Ende des dritten Jahrhunderts während der Regierungszeit der römischen Kaiser Diokletian (284-305 nach christlicher Zeitrechnung) und Gaius Valerius Galerius Maximinus, genannt Maximinus Daia (305-313) zugetragen haben. Nikomedia am Marmarameer heißt heute İzmit und liegt im Norden der Türkei, rund hundert Kilometer entfernt von der einstigen Metropole Byzanz oder Konstantinopel (Istanbul). Es war eine weitere Periode der grausamen Verfolgung von frühen Christen, die bis ins Jahr 311 von den römischen Herrschern veranlasst und durchgeführt wurde.

Postkarte vom Barbarafest 1908 (Veuskens).

Opfer anderen Glaubens

Barbara (griechisch „Die Fremde“) sei gemäß der Legende die schöne Tochter von Dioskuros gewesen, einem hochgestellten und reichen Griechen. Um ihren Glauben an die traditionellen griechisch-römischen Gottheiten vor dem sich ausbreitenden Christentum zu bewahren, habe sie der Vater in jugendlichen Jahren fern der Öffentlichkeit in einem Turm einquartiert. (Türme sollten daher in späteren Zeiten symbolisch zu ihren häufigsten Attributen werden.) Einer ihrer Privatlehrer habe jedoch über die Ideen des Christentums berichtet und ihren Wunsch nach dieser jungen Glaubensform erweckt, die auf eine heilige Dreifaltigkeit vertraute, anstatt sich den Launen ungezählter Einzelgötter zu ergeben. Als Barbara einen vom Vater zum Gatten ausgewählten Freier als „Heiden“ zurückwies und sich als heimlich getaufte Christin zu erkennen gab, musste sie vor dem väterlichen Zorn fliehen.

Sie konnte sich in einer wundersam geöffneten Felsspalte verbergen, bis ein Hirte ihr Versteck verriet. Grausam gequält und unter Todesdrohung wegen Hochverrats nach römischem Reichsrecht, heilten all ihre Wunden über Nacht durch einen Engel. Doch auch dieses Wunder konnte ihre Peiniger nicht von weiteren Foltern abhalten. Das Todesurteil durch Enthauptung habe ihr Vater auf eigenen Wunsch selbst mit dem Schwert vollstreckt. Als Strafe des Himmels soll er darauf von einem Blitzschlag getroffen worden sein.

Mit ihrem standhaften Eintreten für ihren frühchristlichen Glauben bis ins Sterben erhielt Barbara das Attribut einer Heiligen und Märtyrerin verliehen, die allen Bittenden und Gäubigen Hilfe gewährt. Bereits im siebten Jahrhundert nach Christus begann in der byzantinischen Ostkirche die Verehrung der Barbara von Nikomedien; bald übernahm auch die lateinische Westkirche diesen Brauch. Um das Jahr 1000 wurden ihr zugeschriebene Gebeine auf die Insel Torcello bei Venedig überführt. Zu anderen Orten, die ihre Reliquien verwahrten, zählen Kiew, Konstantinopel, Rom oder São Roque im Lissabonner Stadtteil Bairro Alto. In Deutschland findet sich eine kleine Reliquie der heiligen Barbara aus dem Eibinger Reliquienschatz der Hildegard von Bingen in der Wallfahrtskirche St. Hildegard und St. Johannes der Täufer in Eibingen im Rheingau; ein weiteres Relikt soll der Altar der St.-Antonius-Kirche in Iseringhausen seit 1647 bewahren.

Von höchster Kunst

Seit dem 15. Jahrhundert wurde die Heilige Barbara in unzähligen Darstellungen bildender Künstler gezeigt. Bereits aus dem Jahr 1437 stammt ein unvollendetes Werk des Jan van Eyck, das sich im Musée Royal des Beaux-Arts in Antwerpen befindet. Aus dem Prado-Museum in Madrid bekannt ist eine Santa Barbara des niederländischen Malers Robert Campin (1375-1444) in Öl auf Eichenholz aus dem Jahr 1438. Sitzend vor dem Kaminfeuer beim Lesen, während man durch das Fenster den Bau des Turms erkennt, bildete sie auf dem Original einst den Seitenflügel eines Triptychons, dessen Mittelstück verloren ging. Die gegenüber liegende Seite zeigt Johannes den Täufer und den Franziskaner Heinrich von Werl, Professor der Theologie aus Köln.

Der flämische Maler Peter Paul Rubens (1577-1640) hat die heilige Barbara mehrfach in Szene gesetzt. Die Flucht vor ihrem Vater nach einem schwach erhaltenen Ölbild auf Holz erscheint auf der Briefmarke MiNr. 1593 von Sierra Leone mit Gemälden zu Ostern 1991. Antigua und Barbuda nutzten die Vorlage von Rubens bereits zur Weihnachtsserie 1978 (MiNr. 525).

Eine der edelsten mehrfarbigen Reproduktionen eines Gemäldes mit der heiligen Barbara gestaltete die Tschechische Republik im Mai 2016 innerhalb der großformatigen Reihe mit Kunstschätzen der Prager Burg (MiNr. 884 zu 38 Kronen, ausgegeben in 25 000 Kleinbogen); sie gibt im Stichtiefdruck ein Detail aus dem Prager Altar von Lucas Cranach dem Älteren (1472–1553) wider.

Die italienische Post ehrte Jacopo Negretti, genannt Palma il Vecchio (1480-1528) zum 500. Geburtstag am 20. November 1980 in ihrer Kunstserie mit einer Wiedergabe seines großartigen Altarbildes von Santa Barbara. Es bildet das Zentrum eines mehrteiligen Polyptychon aus der Kirche di Santa Maria Formosa, Venedig. MiNr. 1736 setzt sie zu 520 Lire im kombinierten Stichtief- und Offsetdruck ins Halbrund. Zur Linken von Monacos Patronin Sainte Dévote finden wir die heilige Barbara als „Sainte Barbe“ auf dem Block 5 des Fürstentums seit Ende April 1973. Das gravierte bräunlichrote Motiv entstand nach dem Triptychon von Ludovic Bréa aus dem frühen 16. Jahrhundert, beheimatet in der Kirche von Dolceacqua (Italien).

Populäre Helferin

In Frankreich setzte die breite Verehrung von „Sainte Barbe“ im Lauf des 15. Jahrhunderts ein. Zum langlebigen Ruf trug das 1460 in Paris gegründete Collège de Sainte Barbe als älteste Bildungsstätte dieser Art bei. Unter ihren berühmtesten Absolventen, „barbistes“ genannt, finden sich Namen wie Ignatius von Loyola (1491-1556), Gustave Eiffel (1832-1923), Alfred Dreyfus (1859-1935), der einstige Staatspräsident Paul Deschanel (1855-1922) oder Filmlegenden wie Michel Piccoli und Claude Lelouch. DIe französische Post würdigte das Collège Sainte-Barbe zum 500-jährigen Bestehen am 3. Dezember 1960 mit einer Sondermarke zu 30 Centimes im mehrfarbigen Stichtiefdruck. MiNr. 1331 bietet links eine Personifizierung der Barbara lesend vor ihrem Turm, rechts eine architektonische Skizze der Anlage. Ein Wert der Zuschlagsserie für das Rote Kreuz vom 20. November 1976 trägt eine Skulptur aus der Kirche von Brou, auf der die heilige Barbara im violetten Stichtiefdruck das Modell eines Turms in den Händen hält (MiNr. 2001).

Auf volkstümliche Darstellungen von St. Barbara griff die Postverwaltung des Fürstentums Liechtenstein bei einigen Sondermarken zurück. MiNr. 732 zu 70 Rappen aus dem prächtigen Trio mit Wappenscheiben aus dem Landesmuseum vom Juni 1979 ist Barbara Gräfin zu Sulz gewidmet, geborene Freiin zu Staufen. Ihre Namenspatronin kann man rechts neben einem Turm entdecken. Auf MiNr. 951 aus der Reihe „Bildstöcke“ erschien im September 1988 die Andachtsstätte mit Barbara-Figur der Kaltwehkapelle bei Balzers. Am 1. September 2003 begann Liechtensteins Post mit der dreiteiligen Serie „Die 14 Nothelfer“. In der abschließenden dritten Folge vom März 2005 zeigt sich die Heilige Barbara als Patronin mit Monstranz und Schwert auf MiNr. 1373 zu 1,80 Franken.

Barbara als Nothelferin zwischen Blitz, Turm und Schwert (Liechtenstein); Barbarakirche in Wien auf Briefmarke der Ukraine.

Auch aus Ländern und Kirchen des Ostens kamen vielfältige Darstellungen von Barbara auf Briefmarken in Umlauf. Die Ukraine und Österreichs Weihnachtsmarken von 1979, 1988 und 2007 haben hier einige Gemeinsamkeiten für Kunstfreunde zu bieten. Nach alten Ikonen zeigte sie sich im November 2003 in der Serbischen Republik Bosnien-Herzegowina oder aus Albanien im Oktober 2004. Unter den Fresken in der Dreifaltigkeitskirche Hrastovlje aus dem Jahr 1490 erschien die Heilige am 28. November 1989 mit einem Turm-Modell (Jugoslawien 2386).

Begleiterin der Sixtinischen Madonna

Das berühmteste und am häufigsten in der Philatelie reproduzierte Bildnis der legendären Barbara erscheint im Monumentalgemälde „Sixtinische Madonna“ des Italieners Raffaello Santi (1483 bis 1520). August III. von Polen-Sachsen erwarb Raffaels 1512-1513 entstandenes Altarbild von den Mönchen von San Sisto in Piacenza, in deren Klosterkirche Reliquien der heiligen Barbara und des Bischofs Sixtus II. von Rom verwahrt wurden. Nach der Zustimmung von Papst Benedikt XIV. und des Herzog Philipp von Parma durfte es zur Finanzierung der Renovierung dieses Klosters veräußert werden. Seit 1. März 1754 befand es sich in Dresden und zählte zu den Schätzen der Gemäldegalerie Alte Meister in den Staatlichen Kunstsammlungen. 1945 erfolgte nach dem Zweiten Weltkrieg die Beschlagnahme als Beutekunst durch die Sowjetunion und der Transport nach Moskau. Zur Rückgabe an die DDR erschien am 15. Dezember 1955 eine Wiedergabe in Blautönen auf dem Höchstwert der ersten Ausgabe „Von der Sowjetunion zurückgeführte Werke der Dresdner Gemäldegalerie“ (MiNr. 509). Weitere Reproduktionen boten unter anderen Liberia 1969, Weihnachtsmarken Gibraltars aus 1983, Grenadas aus 1990 oder Nevis vom 6. Dezember 2010. Das gesamte Meisterwerk kam wiederholt auch in Blockform zur Ausgabe.

Sixtinische Madonna von Raffael, rechts St. Barbara; in drei Block-Versionen (Vatikan, Mongolei, Deutschland).

Im Zentrum schwebt eine Madonna mit ihrem Kind über den Wolken, links begleitet vom heiligen Sixtus, rechts senkt Barbara verschämt den Blick vor dem Betrachter, die gesamte Szenerie umgeben von einem samtiggrünen Vorhang. In unzählbaren Varianten und Formen wurden allein schon die beiden geflügelten und zerzausten Engelchen verbreitet, die das Geschehen gestützt auf den Unterrand bestaunen.

Patronin des Bergbaus und vieler Metiers

Der 4. Dezember wird im volkstümlichen und kirchlichen Brauchtum seit langen Zeiten als Feiertag zu Ehren der Heiligen Barbara begangen. Sie gilt als Schutzpatronin für viele Fälle – zuständig für Artilleristen wie für die Bergleute, für Architekten, Bauern, Dachdecker, Elektriker, Feuerwehrleute, Gefangene, Geologen und Glockengießer, Hutmacher, Köche, Maurer oder Metzger, Steinmetze, Totengräber, Waffenschmiede oder Zimmerleute. Sie soll bei Blitz, Feuer, Fieber und Gewitter beistehen, einen plötzlichen Tod verhindern, aber Sterbenden einen guten Abschied bereiten.

Die Verbindung mit Blitzen, Gewitter, Vulkanausbrüchen oder Waffen wird auf den Blitzschlag zurückgeführt, der ihren Vater getroffen habe, nachdem er seine Tochter Barbara enthauptete. Als Schutzheilige der Artillerie wurde sie bis ins 20. Jahrhundert vielfältig auf Andachtsbildern und Ansichtskarten dargestellt. In dieser Berufung erscheint „Santa Barbara – Patrona de los Artilleros“ 1967 zu 20 Pesos auf Argentiniens MiNr. 980 als Schutzpatronin der Kanoniere, gestaltet nach einem Altarbild aus der Kapelle der Artillerie-Akademie in Segovia, Spanien. Die Tschechoslowakei ehrte ihr Engagement 1970 mit einem Bildnis, umgeben von Fahnen und Waffen (MiNr. 1947) in der Serie „Historische Kanonen“ neben einem Festungsgeschütz von 1556.

Besonderes Ansehen als Schutzpatronin fand die heilige Barbara seit dem frühen 14. Jahrhundert bei Menschen, die im Bergbau ihr Leben riskierten. Ihr überliefertes Verschwinden in einer Felsspalte, aus der sie zurückkehrte, machte sie zur führenden Patronin unter Tage. Figuren von Sankt Barbara beschwören ihren Schutz an Stollen und Tunnelbaustellen, wo bis heute an ihrem Ehrentag die Arbeit ruht. Am 4. Dezember wurden Bergleute in Österreich mit „Barbara-Brot“ aus Pfefferkuchenteig beschenkt.

Barbaras Dom in der Silberstadt

Als Zeichen höchster Würdigung für die Patronin beeindruckt der Dom der heiligen Barbara im böhmischen Kuttenberg (heute Kutná Hora, Tschechische Republik). Ab 1388 wurde das grandiose Bauwerk begonnen, doch erst 1905 vollendet. Ein Mönch soll hier erstmals Silber entdeckt und die Fundstelle mit seiner Kutte bedeckt haben. Schon im 13. Jahrhundert erschlossen Bergleute die Region, die zum Wirtschaftszentrum aufblühte. Unter König Wenzel II. (1271-1305) entstand eine Münzstätte, in der bis 1547 Millionen Böhmische (Prager) Groschen geprägt wurden, damals eine weit verbreitete Silberwährung.

Die Aufnahme des Kuttenberger Doms zur heiligen Barbara in die Liste der UNESCO-Kulturdenkmäler 1995 feierte die Tschechische Republik am 9. Oktober 1998. Am 8. September 2016 würdigten die Vereinte Nationen Genf, Wien und New York den Dom mit einem nächtlich beleuchteten Foto in der Reihe mit Stätten des tschechischen UNESCO-Welterbes, jeweils in Markenheftchen für Genf, Wien und New York.

Am Barbaratag 4. Dezember 1937 erschien erstmals die Freimarke der Tschechoslowakei zu 1,60 Kronen mit dem St.-Barbara-Dom in Kuttenberg (MiNr. 386); Restauflagen kamen mit Aufdruck für Böhmen und Mähren und die Slowakei in Gebrauch. Eine entsprechende Ansicht, nun links oben ergänzt mit der deutschen Bezeichnung Kuttenberg, erschien in Böhmen und Mähren 1939 in Schwärzlichlilapurpur (MiNr. 27). Teuerste Versionen finden sich unter den Aufdrucken, die im Sudetenland zum Anschluss an das Deutsche Reich ab 28. September 1938 regional entstanden. Bereits ab 28. September kamen tschechoslowakische Werte in Niklasdorf mit neuen Wertangaben in Verwendung; der Barbara-Dom nur in Kleinstauflage von 40 Exemplaren. Propagandistische Handstempel „Wir sind frei“ mit Hakenkreuz trugen 4300 Stück aus Rumburg; in Karlsbad wurden 800 überstempelt. Nur 50 Exemplare sollen in Konstantinsbad den schwarzen Aufdruck „Sudetenland“ durch die Buchdruckerei Metka erhalten haben.

Mit Belegen vom Barbaratag 4. Dezember aus verschiedenen Perioden und Regionen, von Orten oder Kirchen, die mit Barbara in Verbindung stehen, bis zu anderen Damen ihres Namens lassen sich thematische Kollektionen vielfältig und ausdrucksstark ergänzen.

Michael Burzan
(Titelthema DBZ 1/2021)

Heinrich Kurtz, Opfer der Cholera-Epidemie von 1830 bis 1832

26 Montag Mär 2018

Posted by Burzan/Kurtz in Ausstellungen, Familiengeschichte, Fundstücke, Heinrich Kurtz (1784-1831), Uncategorized, Zeitgeschichte

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Schlagwörter

1831, Arzt, Bayern, Berlin, Bobrka, Brody, Cholera, Cholera-Brief, Cholera-Präservativ-Frau, Cholera-Zeitung, Contumaz, Danzig, Desinfizierte Post, Epidemie, Feind in der Stadt, Galizien, Hamburg, Heinrich Kurtz, Hopfgarten, Karikatur, Krankheit, Kupferstich, Leipzig, Lemberg, München, Moritz Gottlieb Saphir, Nürnberg, New York, Peter Feuser, Postgeschichte, Prag, Rasteln, Räuchern, Sanitaets-Siegel, Seuche, Stadtarchiv, Stempel, Tübingen, Tote, Ukraine, Waldsassen

Der 1784 in Herzogenburg, Niederösterreich, geborene Militärarzt Heinrich Kurtz starb am 30. Juni 1831 in Bobrka, Galizien, mit 47 Jahren an der Cholera. Er war eines von Millionen Opfern, die durch die internationale Epidemie zwischen 1830 und 1832 ihr Leben verloren.

Eine Kurtz-Biografie berichtet über seine helfende Tätigkeit:

„Bei einer Cholera-Epidemie stand er Tag und Nacht ohne Rücksicht auf seine eigene Gesundheit den Schwerkranken unentgeltlich als Arzt helfend bei, dafür schenkten ihm die Adligen Polens ganze Wagen voll mit Lebensmitteln, die er aber wieder weiter an die Armen verteilte. In dieser aufopferungsvollen und selbstlosen Tätigkeit wurde er schließlich selbst von der Cholera ergriffen und eines Morgens tot aufgefunden. Er war als Arzt und Menschenfreund das Opfer heldenhafter, edler Nächstenliebe geworden.“

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Die vielfach tödlich verlaufende Krankheit breitete sich damals von Asien ausgehend in einer Epidemie über ganz Europa, nach Afrika und in die Vereinigten Staaten aus.

In Wien forderte die Cholera von 1830 bis zum Dezember 1831 rund 2000 Tote bei 330.000 Einwohnern. Ende Mai 1831 wurden die ersten Cholerafälle in Danzig und Königsberg gemeldet, von wo die Krankheit über Pommern und Posen bis nach Berlin, Magdeburg und Hamburg gelangte. „Bis Dezember 1831 waren allein in Berlin bei einer Einwohnerzahl von circa 240.000 insgesamt 2.249 Menschen erkrankt, von denen 1.417 den Tod fanden. In der 55.000 Einwohner umfassenden Stadt Danzig erlagen 1.076 von 1.471 Erkrankten der Seuche. Nach dem erneuten Aufkeimen der Krankheit im Jahr 1832 hatte alleine Preußen in den beiden Cholerajahren 1831 und 1832 rund 41.000 Opfer zu beklagen.“ (Lebendiges Museum Online, siehe Link). Insgesamt sollen rund 250.000 Deutsche 1831 durch die Cholera ums Leben gekommen sein. Im Juli 1832 starben täglich Dutzende Einwohner in New York (Wikipedia).

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Die Choleraepidemie 1831

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„Portrait einer Cholera-Präservativ-Frau“, Karikatur einer Dame und ihrer Vorsichtsmaßnahmen, kolorierter Kupferstich, Nürnberg um 1830/1837, 
von Moritz Gottlieb Saphir (1795 – 1858),
Drucker: Peter Carl Geißler
© Deutsches Historisches Museum, Berlin (Inv.-Nr.: Do 65/1176)

In Galizien, wo Heinrich Kurtz tätig war, wurden erste Fälle der Cholera-Epidemie 1831 Mitte Januar bei Tarnopol und Czortkow festgestellt. Nach ersten Vorsichtsmaßnahmen erfolgte eine schwerwiegende Fehleinschätzung, dass es sich nicht um eine Epidemie handle und keine Ansteckungsgefahr bestehe.

Ein heftiger Ausbruch suchte Brody ab 5. Mai heim; die Großstadt Lemberg war ab 22. Mai betroffen; häufig unter der jüdischen Bevölkerung, aber auch in Kasernen grassierte die Krankheit. Selbst der kommandierende General der Provinz, Feldmarschall-Lieutnant von Stutterheim und seine Gemahlin starben an der Cholera. Auch einige Ärzte und viele Krankenschwestern ließen ihr Leben; etliche Ärzte wurden sogar bedroht, weil man ihnen vorsätzliche Verbreitung der Seuche unterstellte. Bis zum 4. August waren 4857 Menschen erkrankt, fast ein Viertel des Bevölkerung, 2186 starben, 2552 konnten wieder genesen.

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Desinfizierte Post

Bei Postsendungen wurden in Zeiten von Seuchen wie den Cholera-Epidemien verschiedenste Maßnahmen zur Desinfektion von Briefen eingesetzt, durch Räuchern und Behandlung mit Essigsäure, Rasteln und Perforieren des Papiers. Zum Teil erhielten sie besondere regionale Stempel oder Vermerke, die solche Sonderbehandlungen begleiteten. Nicht viele Dokumente aus diesen Jahren blieben erhalten, heute gesuchte Beiträge zur Postgeschichte. Wer sich nicht auskennt, hält solche durchlöcherte, zerschlitzte oder fleckige Sendungen für beschädigt und verdorben.

Hier einige hochwertige Beispiele aus der Sammlung Pietz
„Bayern Postgeschichte 1450-1850“ (Südphila 87/1 – Peter Feuser).

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DANZIG 29.8.1831, Nierenstempel nebst Segmentstempel „AUSLAGE“ auf kleinem desinfiziertem Brief (Rastellöcher) nach Mergentheim „Citissime“, rs. äußerst seltener Segmentstempel „GERÄUCHERT IN NÜRNBERG“
(Hb. 28, 2.000,-), Ausruf 1000 Euro:
Ein „Bettelbrief“ mit interessantem zweiseitigen Inhalt, in dem u. a. berichtet wird, „daß in Danzig so eine schlimme Krankheit herrschet“ und „er seit 6 Wochen arbeitslos sei.“

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PRAG 2.11.1831, gerastelter Brief „pr. Possenheim“ nach Castell, rs. Segmentstempel „GEREINIGT IN WALDSASSEN“ (Hb. 37, 2.000,-);
es sind nur wenige Briefe mit diesem Stempel bekannt.

Am 22. September 1831 beauftragte das bayerische Ministerium des Inneren die Regierung des Obermainkreises, eine Contumazstation in Waldsassen für die Post aus Richtung Eger einzurichten. Hinsichtlich der Beschaffung von Räumlichkeiten und der örtlichen Lage traten Schwierigkeiten auf. In einem Gutachten der Oberzollinspektion Bamberg wurde Schirnding wegen seiner zentralen Lage als geeigneter Ort vorgeschlagen. „… Außerdem befinden sich in Schirnding jenseits der Roeslau geeignete Gebäude, so daß eine Contumaz-Anstalt ohne besondere Kosten geschaffen werden kann.“ Am 23. Oktober 1831 genehmigte das Ministerium des Inneren die Verlegung nach Schirnding.

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Hopfgarten/Österreich, 23.10.1831, perforierter Dienstbrief mit rotem Rundstempel „KOENIGL. BAYRISCHES SANITAETS-SIEGEL“ nach Tübingen
(Hb. 50, 500,-).

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Der Feind in der Stadt

Eine Ausstellung im Stadtarchiv München (Winzererstraße 68, 80797 München, Galerie im 3. Stock) zeigt bis 30. Mai 2018, wie die Cholera, Seuchen und Epidemien die Geschichte der Menschheit prägten und soziale Gemeinschaften vor große Herausforderungen stellten.
Der Eintritt ist frei!
Öffnungszeiten:
Mo – Do 9-18 Uhr, Fr 9-12 Uhr
(an Feiertagen geschlossen)
Weitere Infos

 

 

Premiere der Postflieger: 100 Jahre Flugpost Österreich

17 Samstag Mär 2018

Posted by Burzan/Kurtz in Uncategorized

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Schlagwörter

100 Jahre Flugpost, Aspern, Aufdrucke, Briefmarken, Budapest, Carl Maria Kurtz (1897-1918), DBZ, Ernst Heinkel, Erster Weltkrieg, Feldpost, Flugzeug, Ignaz Etrich, Jubiläum, Kaiserfamilie, Krakau, Lemberg, Michael Burzan, Pilot, Raft von Marwil, Ukraine, Wien

Von Wien über Krakau in die Ukraine

Ein bedeutendes Kapitel der Postgeschichte wurde in den letzten Monaten des Ersten Weltkriegs und des österreichischen Kaiserreichs aufgeschlagen: Die erste offizielle und internationale Flugpostlinie der Welt erlebte ihre Premiere!

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Um die Jahrhundertwende hatten Pioniere der Luftfahrt begonnen, ihre vielgestaltigen Flugapparate mit Motoren auszurüsten, um damit längere Strecken unabhängig von den Luftverhältnissen zurückzulegen.  In Österreich hatte 1907 der Flugpionier Ignaz „Igo“ Etrich (1879-1967) im Wiener Prater sein erstes Motorflugzeug gebaut, den „Praterspatz“ Etrich 1 mit einer Leistung von 24 Pferdestärken. Seine verbesserte „Taube“ Etrich II von 1910 entstand bereits in größeren Stückzahlen und wurde von der deutschen „Rumpler-Taube“ kopiert. Mit Gründung der Brandenburgischen Flugzeugwerke GmbH unter dem schwäbischen Chefkonstrukteur Ernst Heinkel (1888-1958) legte Etrich die Basis für ein Unternehmen, das sich rasch zum bedeutenden Flugzeughersteller für die deutschen und österreichisch-ungarischen Streitkräfte im Ersten Weltkrieg entwickelte.

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Testflug mit Kaviar

Auch zur Beförderung von Feldpost hatte das österreichische Militär während des Kriegs bereits Flugzeuge eingesetzt, um die weit verstreuten Gebiete zu verbinden. Als sich die Zuverlässigkeit dieser Transportmittel erwiesen hatte, sollte die Postverwaltung der Donaumonarchie nach Planungen der Kriegs- und Handelsministerien auch der Zivilbevölkerung die Möglichkeit geben, Sendungen auf diese Weise rascher als auf dem Landweg zustellen zu lassen und damit Einnahmen generieren.

Am 20. März 1918 startete der damals 24 Jahre alte Frontflieger Oberst August Raft von Marwil mit einem Beobachtungsoffizier am Wiener Flugfeld Aspern die erste Maschine der Type Hansa Brandenburg C-1 mit 200 PS zu einem Erkundungsflug. In mehreren Etappen ging es über Krakau bis nach Kiew; der Rückflug – mit zehn Pfund Kaviar an Bord – dauerte nur zehn Flugstunden. Auch ein Probeflug mit dem Fliegeroffizier Oberstleutnant Jäger am 24. März verlief trotz Regen, Wolken und geringer Flughöhe zufriedenstellend.

Für Post und Militär

So konnte die erste internationale Flugpostlinie der Welt zum 31. März 1918 in Anwesenheit der kaiserlichen Familie ihren Betrieb auf der Strecke Wien – Krakau – Lemberg ihren Betrieb aufnehmen. Zeitgenössische Fotoaufnahmen zeigen den letzten Kaiser Österreichs und König Ungarns, Karl I. in Uniform mit Gattin Zita von Bourbon-Parma und drei ihrer Kinder, wie sie das Verladen der Postsäcke in den Doppeldecker beobachten.

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Das Wiener Post- und Telegraphenverordnungsblatt Nr. 15 veröffentlichte am 2. April 1918 die Verordnung Nr. 17 über die Einführung eines zivilen Luftpostverkehrs zwischen Wien und Lemberg. Die erste Postbeförderung auf der Retourstrecke Lemberg – Krakau und Krakau – Wien datiert vom 1. April 1918.

Der Beförderungsbetrieb der Flugpost erfolgte durch das österreichische Militär im Auftrag der Postverwaltung, unter Leitung von Oberst August Raft Edler von Marwil. Bis zu 22 Flugzeuge, 14 Unteroffizierspiloten und 16 Beobachtungsoffiziere wurden auf dieser Fluglinie eingesetzt. Die Teilstrecken addierten sich auf fast 1200 Kilometer, davon gut die Hälfte zwischen den Stationen Wien, Krakau und Lemberg (damals auch Lwow genannt). Eine Weiterführung über die ukrainische Stadt Proskurow (heute Chmelnyzkyj) bis in die Hauptstadt Kiew diente ausschließlich militärischen und behördlichen Zwecken. Die nach der russischen Revolution formell selbständige Region war ab Februar 1918 von Deutschland und Österreich-Ungarn besetzt worden.

Klare Sicht vorausgesetzt, startete der Abflug in Wien-Aspern, beladenen mit Postsäcken, um 4.30 Uhr morgens; die erste Landung in Krakau war für 8 Uhr angesetzt. Nach dem Aus- und Umladen der Post in eine bereitstehende aufgetankte Maschine ging der Weiterflug von Krakau um 8.30 Uhr ab und erreichte Lemberg gegen 11 Uhr. Der Streckenabschnitt zu militärischen Zwecken zwischen Lemberg, Proskurow und Kiew wurde plangemäß zwischen 11.30 und 17.30 Uhr absolviert. Dort begann am nächsten Tag der Rückflug ab 4 Uhr über die entsprechenden Stationen nach Wien.

Es wird berichtet, dass in den ersten Monaten die Post an 80 von 90 Tagen plangemäß geliefert werden konnte, nur an zehn Daten blieben die Säcke wegen Nebel oder ungenügenden Sichtverhältnissen liegen. Zu größeren technische Pannen mit Unfällen kam es in diesem Zeitraum nicht. Die angelieferten Belege konnten zumeist noch am selben Tag zugestellt werden.

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Variantenreiche Aufdrucke und Belege

Zur Frankatur der Flugpostsendungen gab die k. und k. Postverwaltung ab 30. März 1918 eigene Briefmarken heraus – ihre letzte Emission zu Kriegszeiten vor Verkündung der Republik. Die Basiswerte zu 2, 3 und 4 Kronen mit dem gekrönten Doppeladler-Wappen im Kupfertiefdruck wurden in deutlich abweichenden Farben produziert, zunächst auf hellgrauem Papier. Dazu erhielten sie in schwarzem Buchdruck den Aufdruck „FLUGPOST“, die 2 und 3 Kronen zusätzlich mit Überdruck durch die geänderten Wertangaben „1.50 K 1.50“ und „2.50 K 2.50“ (MiNr. 225-227 xI). Die spätere Auflage auf dem weißem y-Papier mit etwas abweichendem Bildformat 26 x 29 statt 25 x 30 Millimeter kam ab 24. Juni 1918 in Umlauf. Eine zusätzliche Marke zu 7 auf 10 Kronen in Rötlichbraun wurde vorbereitet, kam aber nicht zur Ausgabe.

Bei der Wertstufe zu 2,50 Kronen lassen sich drei unterschiedliche Varianten der Linienzähnung differenzieren. Normalstücke weisen wie bei den anderen Nominalen L 12 1/2 auf, seltener ist die Mischzähnung L 12 1/2 : 11 1/2 (MiNr. 226 xI C). Als hochpreisige Seltenheit gilt die MiNr. 226 xI B mit allseitiger Perforation L 11 1/2.

Die Portostufen entsprechen den Beträgen, die zusätzlich zum Basistarif der jeweiligen Postsendung erhoben wurden: eine Krone als Vermittlungsgebühr für die Registrierung und Beförderung zum Flugfeld, dazu 1,50 Krone pro Teilstrecke und Gewichtsstufe bis 20 Gramm. Die ersten Auflagen auf grauem „Kriegspapier“ betragen etwa 85 000 Sätze; die y-Versionen auf weißem Papier liegen zwischen 95 028 und 110 910 Stück. Die überlieferten Zahlen tatsächlich per Flugpost beförderter Poststücke von Wien nach Krakau geben 6488, Krakau – Wien 8333, von Wien nach Lemberg 9428 und zurück 11 038 Belege an. Ab 20. Mai 1918 beförderte die Post ebenso Telegramme auf dieser Linie. Die Aufgabe von Flugpostsendungen war ab Juli 1918 auch in anderen Landeshauptstädten möglich, kommt jedoch seltener vor.

 

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Probleme mit Ungarn

Nachdem auch die Ungarn an diese Luftlinie angeschlossen werden wollten, eröffnete die Post ab 5. Juli 1918 eine Verbindung mit zwei täglichen Flügen zwischen Wien und Budapest. Die Postverwaltung Ungarns brachte dafür zwei eigene Flugpostmarken in Parlamentszeichnung zum Verkauf. Ein Wert zu 1,50 Kronen entstand durch roten Aufdruck auf 75 Filler (MiNr. 210 aus 201); die 4,50 Kronen sind blau auf 2 Kronen gedruckt (MiNr. 211 aus 204). Darüber erscheint jeweils die Bezeichnung „REPÜLÖ POSTA“ (Flugpost).

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Nach politischen Komplikationen und technischen Problemen – hinter mehreren Unfällen vermutete man Attentate – wurde der Flugpostverkehr zwischen Wien und Budapest bereits am 24. Juli 1918 wieder eingestellt, kaum drei Wochen nach seiner Einführung. Wenig mehr als 2400 Belege sollen nach Ungarn geflogen worden sein. Eine Erweiterung der Strecke ins besetzte Rumänien war ebenfalls geplant, kam aber durch die Kriegsereignisse nicht mehr zur Realisierung.

Erinnerungsstücke

Eine Kollektion brachte eine Postkarte zum Vorschein, die am 14. September 1918 per Flugpost von Lemberg nach Krakau befördert wurde. Auf der Rückseite schrieb der Pilot an einen Oberleutnant: „Mein 100. Flug! Natürlich wird das Ereignis entsprechend gefeiert! … Komme übermorgen zurück und grüße dich indessen Dein R.“  Am 20. September 1918 flog eine Vordruckkarte eines „Automat. u. Gummidepot Feldpost 354“ mit dem kompletten Satz von Lemberg an eine Witwe nach Krakau, auf der Rückseite mit dem roten Text in neun Sprachen versehen: „Ich bin gesund und es geht mir gut. / Auf dieser Karte darf sonst nichts mitgeteilt werden.“

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Die letzten Postflüge mit Beförderung ziviler Sendungen erfolgten im Oktober 1918; die Gültigkeit der Flugpostmarken endete offiziell am 15. Oktober 1918. Erst vier Jahre später, ab 31. Oktober 1922 wurden wieder private Flugpostverbindungen in Österreich zugelassen.

Am 15. Mai 1961 erinnerte Österreichs Post mit einer Sondermarke zu fünf Schilling daran, die das erste Postflugzeug darstellt, aus Anlass der „LUPOSTA“ in Wien (MiNr. 1085). Zum 50. Jubiläum anlässlich der Internationalen Flugpost-Ausstellung „IFA WIEN 1968“ entstand neben der amtlichen Sonderserie MiNr. 1262-1264 ein Gedenkblatt mit Neudrucken der Flugpostmarken von 1918, MiNr. 225 in Grün, MiNr. 226 in Braun und MiNr. 227 in Rot. Am 24. Mai 1989 stellte die Postverwaltung zum „Tag der Briefmarke“ den Start der Hansa Brandenburg C-1 zur ersten Postbeförderung dar.

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Ungarn nahm die internationale Flugpostmarken-Ausstellung „AEROFILA ’74“ in Budapest zur Gelegenheit, den Doppeldecker von 1918 vor einem der ersten Luftpostbriefe des Landes zu zeigen (MiNr. 2986). Der zugehörige Block 109 enthält eine „Flugpostmarke auf Flugpostmarke“ mit der MiNr. 210. Die Ukraine widmete dem 75. Jahrestag des ersten internationalen Postflugs Wien-Krakau-Lemberg-Kiew am 31. März 1993 zwei Werte; auf MiNr. 98 erscheint die eingesetzte Maschine Hansa Brandenburg C 1.

Zum 100. Jubiläum steht am 2018 eine weitere österreichische Sonderausgabe „100 Jahre Linienpostflug“ auf dem Programm. Ob sich auch Polen, Ungarn oder die Ukraine an den Hundertjahrfeiern der Flugpost beteiligen?

Michael Burzan

(Aus dem Titel-Beitrag in der DBZ Deutsche Briefmarken-Zeitung, Ausgabe 7/2018)

DBZ 7/2018

Zum Gedenken an Carl Maria Kurtz, geboren am 28. Oktober 1897, der im Ersten Weltkrieg 1918 im jungen Alter von 20 Jahren  ums Leben kam – eines von mehr als 15 Millionen Todesopfern dieses Krieges.

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Foto aus dem Familien-Stammbaum auf Ancestry,
geführt von Karl Andreas Kurtz. 

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