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~ Künstler aus Österreich: Arthur Kurtz, Augustin Kurtz-Gallenstein, Oskar Kurtz, Camillo Kurtz, Anneliese Burzan-Kurtz – Familie, Leben und Werke

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Schlagwort-Archiv: Leipzig

Heinrich Kurtz, Opfer der Cholera-Epidemie von 1830 bis 1832

26 Montag Mär 2018

Posted by Burzan/Kurtz in Ausstellungen, Familiengeschichte, Fundstücke, Heinrich Kurtz (1784-1831), Uncategorized, Zeitgeschichte

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1831, Arzt, Bayern, Berlin, Bobrka, Brody, Cholera, Cholera-Brief, Cholera-Präservativ-Frau, Cholera-Zeitung, Contumaz, Danzig, Desinfizierte Post, Epidemie, Feind in der Stadt, Galizien, Hamburg, Heinrich Kurtz, Hopfgarten, Karikatur, Krankheit, Kupferstich, Leipzig, Lemberg, München, Moritz Gottlieb Saphir, Nürnberg, New York, Peter Feuser, Postgeschichte, Prag, Rasteln, Räuchern, Sanitaets-Siegel, Seuche, Stadtarchiv, Stempel, Tübingen, Tote, Ukraine, Waldsassen

Der 1784 in Herzogenburg, Niederösterreich, geborene Militärarzt Heinrich Kurtz starb am 30. Juni 1831 in Bobrka, Galizien, mit 47 Jahren an der Cholera. Er war eines von Millionen Opfern, die durch die internationale Epidemie zwischen 1830 und 1832 ihr Leben verloren.

Eine Kurtz-Biografie berichtet über seine helfende Tätigkeit:

„Bei einer Cholera-Epidemie stand er Tag und Nacht ohne Rücksicht auf seine eigene Gesundheit den Schwerkranken unentgeltlich als Arzt helfend bei, dafür schenkten ihm die Adligen Polens ganze Wagen voll mit Lebensmitteln, die er aber wieder weiter an die Armen verteilte. In dieser aufopferungsvollen und selbstlosen Tätigkeit wurde er schließlich selbst von der Cholera ergriffen und eines Morgens tot aufgefunden. Er war als Arzt und Menschenfreund das Opfer heldenhafter, edler Nächstenliebe geworden.“

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Die vielfach tödlich verlaufende Krankheit breitete sich damals von Asien ausgehend in einer Epidemie über ganz Europa, nach Afrika und in die Vereinigten Staaten aus.

In Wien forderte die Cholera von 1830 bis zum Dezember 1831 rund 2000 Tote bei 330.000 Einwohnern. Ende Mai 1831 wurden die ersten Cholerafälle in Danzig und Königsberg gemeldet, von wo die Krankheit über Pommern und Posen bis nach Berlin, Magdeburg und Hamburg gelangte. „Bis Dezember 1831 waren allein in Berlin bei einer Einwohnerzahl von circa 240.000 insgesamt 2.249 Menschen erkrankt, von denen 1.417 den Tod fanden. In der 55.000 Einwohner umfassenden Stadt Danzig erlagen 1.076 von 1.471 Erkrankten der Seuche. Nach dem erneuten Aufkeimen der Krankheit im Jahr 1832 hatte alleine Preußen in den beiden Cholerajahren 1831 und 1832 rund 41.000 Opfer zu beklagen.“ (Lebendiges Museum Online, siehe Link). Insgesamt sollen rund 250.000 Deutsche 1831 durch die Cholera ums Leben gekommen sein. Im Juli 1832 starben täglich Dutzende Einwohner in New York (Wikipedia).

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Die Choleraepidemie 1831

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„Portrait einer Cholera-Präservativ-Frau“, Karikatur einer Dame und ihrer Vorsichtsmaßnahmen, kolorierter Kupferstich, Nürnberg um 1830/1837, 
von Moritz Gottlieb Saphir (1795 – 1858),
Drucker: Peter Carl Geißler
© Deutsches Historisches Museum, Berlin (Inv.-Nr.: Do 65/1176)

In Galizien, wo Heinrich Kurtz tätig war, wurden erste Fälle der Cholera-Epidemie 1831 Mitte Januar bei Tarnopol und Czortkow festgestellt. Nach ersten Vorsichtsmaßnahmen erfolgte eine schwerwiegende Fehleinschätzung, dass es sich nicht um eine Epidemie handle und keine Ansteckungsgefahr bestehe.

Ein heftiger Ausbruch suchte Brody ab 5. Mai heim; die Großstadt Lemberg war ab 22. Mai betroffen; häufig unter der jüdischen Bevölkerung, aber auch in Kasernen grassierte die Krankheit. Selbst der kommandierende General der Provinz, Feldmarschall-Lieutnant von Stutterheim und seine Gemahlin starben an der Cholera. Auch einige Ärzte und viele Krankenschwestern ließen ihr Leben; etliche Ärzte wurden sogar bedroht, weil man ihnen vorsätzliche Verbreitung der Seuche unterstellte. Bis zum 4. August waren 4857 Menschen erkrankt, fast ein Viertel des Bevölkerung, 2186 starben, 2552 konnten wieder genesen.

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Desinfizierte Post

Bei Postsendungen wurden in Zeiten von Seuchen wie den Cholera-Epidemien verschiedenste Maßnahmen zur Desinfektion von Briefen eingesetzt, durch Räuchern und Behandlung mit Essigsäure, Rasteln und Perforieren des Papiers. Zum Teil erhielten sie besondere regionale Stempel oder Vermerke, die solche Sonderbehandlungen begleiteten. Nicht viele Dokumente aus diesen Jahren blieben erhalten, heute gesuchte Beiträge zur Postgeschichte. Wer sich nicht auskennt, hält solche durchlöcherte, zerschlitzte oder fleckige Sendungen für beschädigt und verdorben.

Hier einige hochwertige Beispiele aus der Sammlung Pietz
„Bayern Postgeschichte 1450-1850“ (Südphila 87/1 – Peter Feuser).

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DANZIG 29.8.1831, Nierenstempel nebst Segmentstempel „AUSLAGE“ auf kleinem desinfiziertem Brief (Rastellöcher) nach Mergentheim „Citissime“, rs. äußerst seltener Segmentstempel „GERÄUCHERT IN NÜRNBERG“
(Hb. 28, 2.000,-), Ausruf 1000 Euro:
Ein „Bettelbrief“ mit interessantem zweiseitigen Inhalt, in dem u. a. berichtet wird, „daß in Danzig so eine schlimme Krankheit herrschet“ und „er seit 6 Wochen arbeitslos sei.“

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PRAG 2.11.1831, gerastelter Brief „pr. Possenheim“ nach Castell, rs. Segmentstempel „GEREINIGT IN WALDSASSEN“ (Hb. 37, 2.000,-);
es sind nur wenige Briefe mit diesem Stempel bekannt.

Am 22. September 1831 beauftragte das bayerische Ministerium des Inneren die Regierung des Obermainkreises, eine Contumazstation in Waldsassen für die Post aus Richtung Eger einzurichten. Hinsichtlich der Beschaffung von Räumlichkeiten und der örtlichen Lage traten Schwierigkeiten auf. In einem Gutachten der Oberzollinspektion Bamberg wurde Schirnding wegen seiner zentralen Lage als geeigneter Ort vorgeschlagen. „… Außerdem befinden sich in Schirnding jenseits der Roeslau geeignete Gebäude, so daß eine Contumaz-Anstalt ohne besondere Kosten geschaffen werden kann.“ Am 23. Oktober 1831 genehmigte das Ministerium des Inneren die Verlegung nach Schirnding.

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Hopfgarten/Österreich, 23.10.1831, perforierter Dienstbrief mit rotem Rundstempel „KOENIGL. BAYRISCHES SANITAETS-SIEGEL“ nach Tübingen
(Hb. 50, 500,-).

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Der Feind in der Stadt

Eine Ausstellung im Stadtarchiv München (Winzererstraße 68, 80797 München, Galerie im 3. Stock) zeigt bis 30. Mai 2018, wie die Cholera, Seuchen und Epidemien die Geschichte der Menschheit prägten und soziale Gemeinschaften vor große Herausforderungen stellten.
Der Eintritt ist frei!
Öffnungszeiten:
Mo – Do 9-18 Uhr, Fr 9-12 Uhr
(an Feiertagen geschlossen)
Weitere Infos

 

 

Frühlings-Impression, Bilder und Bücher von Cora Lauzil (1881-1945) – eine Tante der Familie ?

25 Sonntag Mär 2018

Posted by Burzan/Kurtz in Familiengeschichte, Fragen, Fundstücke, Uncategorized

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Abebooks, Adolf Holst, Agnes Sapper, Antiquariat, Autorin, Berlin, Bilderbuch, Buchgewerbe, Buchumschlag, Constantin Damianos, Cora Lauzil, Die goldene Stunde, Dr. August Kurtz, Erzählung, Franz Hein, Frühling, Garten, Geschichten, Grafik, Graz, Holzschnitt, Illustration, Joanneum, Jugendstil, Jungen, Katalog, König Winter, Künstler-Lexikon, Kind, Kinderbuch, Leipzig, Lieschens Streiche, Lotte, Margarete Weinhandl, Mädchen, Schuljahr, Signatur, Sonnige Welt, Stuttgart, Tante Cora, Thieme-Becker, Verlag, Vorsatzblatt, ZVAB

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Auf der Rückseite dieses Gemäldes mit einer Frühlingslandschaft von Cora Lauzil aus Familienbesitz wurde eine Widmung an Dr. August Kurtz und seine Frau „in herzlicher Dankbarkeit“ gefunden, „von Tante Cora Juli 38“ signiert. Die Vorderseite trägt rechts unten die Signatur „CORA LAUZIL 1938“. Ob damit eine familiäre Verwandtschaft oder freundschaftliche Verbundenheit ausgedrückt wurde, bleibt zu klären…

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Die namhafte Malerin und Grafikerin aus Graz (1.1.1881 – 6.12.1945 ) hatte sich nach dem Besuch der Staatsgewerbeschule Graz (ab 1898, Ludwig Lepuschitz) von 1900 bis 1907 an der Malschule von Constantin Damianos fortgebildet und 1908-1914 an der Akademie für Grafik und Buchgewerbe in Leipzig bei Franz Hein studiert (Künstler-Lexikon von Thieme/Becker).

„Neben der Malerei widmete sie sich vor allem der Lithografie und dem Holzschnitt … Ihre Grafik der Zeit bis zum Ersten Weltkrieg weist in der Flächigkeit und Vereinfachung der Formen die Merkmale des Jugendstils auf“, schreibt der Ausstellungskatalog „Aufbruch in die Moderne“ des Joanneum 2014 und zeigt ihren Farbholzschnitt „Bergwiese“ aus dem Jahr 1912 (S. 202, Original ca. 40 x 32 cm, Neue Galerie Graz, UMJ, II/833.

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Ihr „Sommergarten“, der 2014 in verschmutztem Zustand mit Brandflecken zur Versteigerung beim Dorotheum Graz eingeliefert wurde (Öl auf Leinwand, 45,5 x 60,5 cm), erinnert stark an den Kurtz’schen Garten in Gleisdorf.

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Erfolgreiche Kinderbücher

Seit den 1920er-Jahren ist sie vor allem durch ihre Illustration und Gestaltung von Kinderbüchern bekannt geworden, die vielfach nachgedruckt wurden und bis zu sechsstellige Auflagezahlen erreichten. Einige ihrer frühen Werke und Ausgaben werden in guter Erhaltung antiquarisch hoch geschätzt, wie ein Blick in Angebote zu Cora Lauzil bei Abebooks.com und ZVAB.com zeigt.

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Als ältestes Kinderbuch von ihrer Hand erscheint hier:
– „Was die sonnige Welt dem Kinde erzählt“
Ein Bilderbuch von Cora Lauzil mit Versen von Margarete Weinhandl.
Anton Verlag, Leipzig, 1921. Die erste Ausgabe des Kinderbuchs der österreichischen Lyrikerin und Lehrerin Margarete Weinhandl (1880-1975) zeigt Illustrationen zum „Gebet ans Christkind“, „Die kleine Hausfrau“, „Mein Püppchen“, „Im Hühnerhof“, „Auf der Wiese“, „Kirschenfest“ usw. Dazu bemerkenswert hübsche Vorsatzpapiere, die in acht verschiedenen kreisrunden Darstellungen Kinder beim Spielen zeigen (Göppinger Antiquariat).

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Ebenfalls auf das Jahr 1921 datiert die seltene erste Auflage des Verlags Anton von
– „Guckt hinein ihr Kinderlein“
Ein Bilderbuch von Cora Lauzil.
Für diese Publikation mit 16 Seiten und farbig illustrierten Vorsätzen verfasste die Autorin auch die gereimten Texte. Antiquarisch angeboten wird dieser Band bis zu 230 Euro. Über den Karlsruher Virtuellen Katalog sollen laut Auktionshaus Zisska & Lacher nur drei Exemplare in öffentlichem Besitz in Berlin und Leipzig nachweisbar sein.

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Aus dem Jahr 1922 stammt die Ausgabe des Verlags A. Anton & Co, Leipzig und Berlin:
– „Die goldene Stunde“
Ein Bilderbuch. Mit Versen von Adolf Holst und von Illustrationen von Cora Lauzil.
Das Wiener Antiquariat Löcker zitiert dazu: „In den Jahren 1905 bis 1936 verfaßte Holst die zumeist gereimten Texte für rund 50 Bilderbücher und wurde damit zum fruchtbarsten Reimelieferanten der Bilderbuchillustratoren seiner Zeit. Dass eine große Anzahl der von H. getexteten Bilderbücher neu herausgeben wurde, liegt wohl eher an den beliebten Illustrationen der betreffenden Bilderbuchkünstler als an den begleitenden Versen.“ (Doderer I, 565).

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– „Was König Winter den Kindern gebracht und wie der Frühling es anders gemacht“
Ein Bilderbuch von Cora Lauzil, mit Versen von Adolf Holst
Verlag A. Anton Leipzig, 1925; ohne Jahreszahl vom Verlag Enßlin & Laiblin, Reutlingen.

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Einige Kinderbücher mit Illustrationen von Cora Lauzil aus dem D. Gundert Verlag, Stuttgart, wurden über Jahrzehnte neu aufgelegt, darunter

– „Lotte. Zwei Geschichten für kleine Mädchen und Jungen.“
Frida Schuhmacher, mit Bildern von Cora Lauzil.
1.-20. Tausend 1926, 21.-40. Tausend 1930.

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– „Unser kleiner Spatz. Aus frohbewegter Zeit in einem kinderreichen Hause.“
Mien Labberton / Cora Lauzil
Aus der Reihe „Sonne und Regen im Kinderland“, Band 51;
43.-50. Tausend 1950.

Langfristige Erfolge hatten auch ihre Titel in Zusammenarbeit mit der Kinder- und Jugendbuch-Autorin Agnes Sapper. Am 12. April 1852 als Agnes Brater in München geboren, war sie Tochter des Juristen und Politikers Karl Brater sowie Pauline Brater (geb. Pfaff). Mit Veröffentlichungen ab 1893 wurde zu einer der erfolgreichsten und meistgelesenen deutschsprachigen Jugendbuch-Schreiberinnen des frühen 20. Jahrhunderts (Wikipedia), deren Bücher in Millionenmengen verbreitet waren.

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Über ihren Tod am 19. März 1929 in Würzburg hinaus und über den Zweiten Weltkrieg hinweg blieben die Geschichten von Agnes Sapper durch die Illustrationen von Cora Lauzil beliebt, wie „Lieschens Streiche“ (ab 1929), „Das erste Schuljahr. Eine Erzählung für Mädchen von 7-12 Jahren.“ (ab 1930, 111.-125. Tausend 1937), „Gretchen Reinwalds letztes Schuljahr. Eine Erzählung für Mädchen von 11 – 15 Jahren.“ (ab 1927, 121.-125. Tausend 1953).

Dazu ein interessanter Beitrag der Bayerische Staatszeitung: „Pfiffige Managerinnen“ 

Aus heutiger Sicht bieten diese Bände interessante Studienmöglichkeiten über das Bild von Kindheit, Familie und Schule, das über unterschiedlichste politische Zeiten hinweg vermittelt und über Österreich und Deutschland verbreitet wurde.

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Künstler-Postkarten mit signierten Motiven von Cora Lauzil sind ebenfalls bekannt, so ein mehrfarbiges „Mädchen mit Flöte am Waldesrand“, verschickt 1922; oder das schwarz-weiße Querformat „Kleine Lichter“ von 1929 (Oldthing.de, Bartko-Reher).

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Michael Burzan
(Abbildungen digital bearbeitet, nach verlinkten Angeboten auf Abebooks.com und ZVAB.com)

Ein Erfinder von Instrumenten: Oskar Kurtz und sein „Streichorchestrion“

01 Samstag Nov 2014

Posted by Burzan/Kurtz in Oskar Kurtz (1863-1927), Uncategorized

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Animochord, Arcophon, Erfinder, Flugmaschine, Geigen-Piano, Grassi-Museum, Instrumente, Klavierstimmer, Kunstspiel-Mandoline, Leipzig, Mechanische Geige, Musik, Musikapparat, Popper, Streichorchestrion, Violin-Piano, Violinovo, Wien

Auf der Suche nach dem legendär scheinenden „Streich-Orchestrion“,
das der Bruder der Kurtz-Maler, Oskar Kurtz, erfunden haben soll …

(ex Wikipedia: „Bruder Oskar, geboren 1863, verstorben 1927, war der Erfinder eines Streichorchestrions, eines Klaviers, das beim Spielen mehrere Streichinstrumente wiedergab. Weiter beschäftigte er sich mit dem Bau einer Flugmaschine.“)

Krause berichtet im Detail: „Der jüngste von den Söhnen war Oskar, geb. 1863. Auch er war für den Kaufmannsstand bestimmt, widmete sich aber durch sein musikalisches Talent und durch seinen Erfindergeist der Erzeugung von eigenen, von ihm konstruierten Klavieren in Weyer an der Enns, beschäftigte sich nebenbei mit dem Bau einer Flugmaschine, ging 1905 mit seiner Frau nach Leipzig und arbeitete dort 20 Jahre lang an der Erfindung und Erzeugung seines Streichorchestrions, eines Klaviers, das beim Spielen mehrere Streichinstrumente wiedergab. Die dafür erworbenen Privilegien verkaufte er an die Klavierfirma Hugo Popper & Co. in Leipzig. Er starb 1927 in Wien als vielgesuchter Klavierstimmer.“

Dabei bin ich auf die spannende Seite des Leipziger Grassi-Museum mit den erstaunlichen mechanischen Musikapparaten jener Zeit gestossen … –
und fand dort folgende Spuren:kurtz-osk-PopperGeigenpia-xcr3

„Popper’s Geigen-Piano“
Pneumatisches Orchestrion mit Notenrolle. 1910 präsentierte Popper dieses pneumatische Klavier mit Pfeifen zur Imitation des Geigenklanges (ZfI = Zeitschrift für Instrumentenbau, Leipzig, Heft 30/1910 S. 533; Inserat S.591).

Im Verkaufskatalog der Firma von 1923 führte man es als „Poppers Salon-Geigen-Piano No. II“ und beschrieb es folgendermaßen: „Geigensoli mit dezenter Klavierbegleitung, selbst die schwierigsten Violinkonzerte, werden in überraschender Vollendung zu Gehör gebracht. Vom zartesten Pianissimo bis zum stärksten Fortissimo kommt jede Nuancierung, Crescendo und Decrescendo, Vibrato und Flageolett bestens zur Geltung. Geige und Klavier haben vollkommen getrennte Skalen des Saugstockes, so dass die Klavierbegleitung bis in die höchsten Lagen in vollem Umfange zum Ausdruck gelangt, ohne die Wiedergabe der Geigensoli zu beeinträchtigen“. Es ist auch als Kunstspielpiano sowie zum Handspiel zu verwenden.

In demselben Katalog bot man außerdem Poppers Geigen-Piano mit Kunstspiel-Mandoline und Handspiel-Klaviatur. Auch die (patentierte) Mandoline hatte einen vom Klavier getrennten Saugstock und sollte „eine unübertreffliche Imitation des natürlichen Mandolinenspiels“ bieten.

Bild oben: Inserat aus 1910, Titelblatt Nr. 29

Dazu heißt es unter dem Kapitel „Streichinstrumente / Animochord“:
„Die Firma Popper erwarb innerhalb eines einzigen Jahres – zwischen 1907 und 1908 – die unglaubliche Zahl von insgesamt 6 Patenten und 31 (!) Gebrauchsmustern für Erfindungen hinsichtlich mechanischer Streichinstrumente. Laut einem Bericht zur Leipziger Herbstmesse kam diese auffällige Häufung durch den Aufkauf der „…Streichklaviere von Professor Dr. Hennig und Herrn Oskar Kurtz mit allen Erfinder- und Patentrechten“ (ZfI 27/1907, S.902 und 1106f.) zustande.

Bereits 1907 präsentierte man mit dem Arcophon „das erste Streichklavier von Hand spielbar“, sowie „das erste wirkliche Streich-Orchestrion Animochord“ (Inserat ZfI 27/1907 S. 1018). Zu den mit Rosshaarbögen mechanisch gespielten Streichinstrumenten erklang ein selbstspielendes Feurich-Piano. Da erhaltene Instrumente fehlen, kann man sich bauliche Details nur anhand der Gebrauchsmuster erschließen: Die umlaufenden Bögen waren „… dadurch gekennzeichnet, dass das endlose Streichband um den … mit Saiten bespannten Resonanzkasten herumgeführt ist“ (Patent Nr. 201929, siehe Patente). Auch das Problem der Verbindungsnaht des Streichbandes löste man auf eigene Weise dadurch, „…dass an den Verbindungsstellen des umlaufenden Streichbandes Spreizkörper eingesetzt sind, die … die Verbindungsstellen überbrücken“ (Patent Nr. 201930, siehe Patente).
Den Instrumenten war kein Erfolg beschieden; in den folgenden Jahren bewarb die Firma nur noch ihr Violin-Piano mit Pfeifen zur Imitation des Geigenklanges.

Über die genannten Personen Henning und Kurtz finden sich keine weiteren Angaben. Kurtz hatte 1911 noch ein weiteres Patent erwirkt: Nr. 247839, Mechanische Geige. Oskar Kurtz, Leipzig-Eutritzsch, Delitzscher Str. 126. 21.9.11 (ZfI 32/1912, S.925 und 1185)

Um 1927 brachte Popper ein letztes mechanisches Streichinstrument auf den Markt, das allerdings kaum Verbreitung erfuhr. Das Violinovo funktionierte mit einer kleinen rotierenden Streichscheibe; für die Greifvorrichtung gab es pneumatische Spielbälge. (vgl. Jüttemann S. 304; auf diese Erfindung bezieht sich auch ein Gebrauchsmuster von 1930, Nr. 1203474).“

Ein Beispiel zu Funktion und Klang des „Violinovo“ findet man auf youtube unter
http://www.youtube.com/watch?v=G7T1IkfWRME

http://mfm.uni-leipzig.de/hsm/produkt_detail.php?id=71

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